|  | Die St. Romanus-Kirche und ihre
      Geschichte
  Die erste urkundliche Erwähnung einer Kirche in
      Hahausen stammt bereits aus dem Jahre 1209. Nach dem Gandenbriefe des
      Papstes Innozenz vom 6 Juni 1209 gehörte nämlich dem Kloster Ringelheim
      das ganze Dorf Hagehusen „cum ecclesia", also mit der Kirche, mit
      Ausnahme einer Hufe. Auch die Tatsache, dass sich Bischof Konrad I. von
      Hildesheim am 3. Dezember 1238 in Hahausen aufhielt, wo er einen Vertrag
      bestätigte und ein großes Gefolge geistlicher und weltlicher Herren um
      sich versammelte, setzt nicht nur das Vorhandensein eines großen Hofes,
      sondern auch das einer Kirche voraus. Nach dem Bericht des Abtes Henrich
      Wirschius blieb das Kloster Ringelheim bis zur Stiftsfehde (1519 bis
      1523), als Herzog Heinrich der Jüngere von Braunschweig Dorf und Kirche
      hinnahm, im Besitz beider.
 
  Das Patronat der Kirche, die zum Archidiakonat Seesen in der Diözöse
      Hildesheim gehörte, wurde den Herren von Steinberg in Bornhausen
      verliehen, die es bis in die Reformationszeit hinein behielten. Aus dem
      Archidiakonats Verzeichnis aus dem 16. Jahrhundert 1)
      ist jedenfalls zu ersehen, dass „die vom Steinberge" Patrone von
      Bornhausen und Hahausen „in banno Seesen" mit 1/2 Ferto
      Prokuraüon waren. Die geistliche Betreuung der Hahäuser Einwohner wurde
      von Mönchen des Klosters Ringelheim wahrgenommen. Um 1500 war Hahausen
      auch kirchlich mit Bornhausen verbunden.
 
  Im Jahre 1542, bei der Einführung der Reformation im Herzogtum
      Braunschweig durch den Schmalkaldischen Bund, heißt es: „Hahausen ist
      mitsamt Urtzhausen (Ortshausen) als Filial von Jerst (Jerze)
      bezeichnet." Die gleiche Nachricht liegt aus dem Jahre 1544 vor.
 
  Wenn Pastor Gagelmann 1926 schreibt 2),
      dass Jerze im Jahre 1548 in Heinrich Ufften den ersten evangelischen
      Geistlichen erhielt", so muss diese Mitteilung stark angezweifelt
      werden, denn seit Juli 1547, der Rückkehr des katholischen Herzogs
      Heinrich in sein Land, erfolgte eine rücksichtslose Rekatholisierung und
      alle Geistlichen wurden zwecks Ablegung eines katholischen Examens nach
      Wolfenbüttel bestellt. Ein evangelischer Geistlicher in Jerze und
      Hahausen im Jahre 1548 ist also undenkbar.
 
  Im ältesten Erbregister von 1548 heißt es: „Die Kirche gehört denen
      vom Steinberge", 1568 3)
      ist vermerkt: „Die Kirche zu Hahausen hat keine Lenderey und gar keine
      Einkunfft. Allein es hat ein Mann von Nauwen Härmen Illers genant 10 R
      (Reichstaler?) darin gegeben." Die Kirche von Hahausen war und ist
      dem Sankt Romanus geweiht 4).
 
  1) Demnach bestand bereits im 12.
      Jahrhundert eine Pfarrei Hahausen
 2)  (Gagelmann, W.): Heimatbuch der Pfarrgemeinde Lutter am Bbge.,
      Lutter am Bbge. 1926, S. 32
 3) St. A. Wob. 19 Alt 135
 4)  Michael Erbe (Studien zur Entwicklung des Niederkirchenwesens in
      Ostsachsen vom 8. bis zum 12. Jahrhundert, 1969, in : „Veröffentlichungen
      des Max-Planck-Instituts für Geschichte 26. Studien zur Germania sacra
      9" S. 33 fr), hält es für wahrscheinlichen dem Romanus-Patrozinium
      ausgehend, dass die Kirche zu Hahausen älter als die Vituskirche in
      Seesen ist, deren Gründung im 9. Jahrhundert angenommen wird.
 
    Chronik, Seite 116
 
  Das Corpus bonorum der ev.-luth. Pfarrgemeinde Lutter am Barenberge sagt
      hierüber: „Origo und Fundation der Kirche zu Hahausen sind unbekannt.
      Aus ihren Umständen lässet sich muthmaßen, dass es zur Zeit des
      Papst-thums eine Kapelle gewesen, so in die Ehre des heil. Romani
      gestiftet worden, welchem vor vielen Jahren nach der Reformation sowohl
      von Papisten als Lutheranern Opfer gebracht, welches auch bis dato noch
      zuweilen, sonderlich zur Erhaltung der Kirche noch geschieht.
 
  Im Jahre 1568 wurde die Reformation im Lande Braunschweig, diesmal
      endgültig, wiedereingeführt. Seit dieser Zeit war Hahausen Filial von
      Lutter, wohin es 1571/72 auch eingepfarrt wurde, da die Kirche wüst war.
      Den Hahäusern scheint jedoch der weite Weg nach Lutter nicht so recht
      gepasst zu haben, denn anscheinend haben sie ihre Kirche, wenn auch nur
      notdürftig, wieder instand gesetzt. Damit war es dann jedoch im
      Dreißigjährigen Krieg mal wieder vorbei; Plünderungen und
      Zerstörungswut der Soldateska machten auch nicht vor Gotteshäusern halt,
      die Bewohner des Dorfes wurden durch die Schlacht bei Lutter am Barenberge
      in alle Himmelsrichtungen zerstreut und als dann etliche wieder
      zurückkehrten, waren sie zu arm, wie ein zeitgenössischer Bericht sagt,
      um ihre Kirche zu reparieren. Es konnte daher bei schlechtem Wetter oft
      kein Gottesdienst gehalten werden.
 
  Nach dem Ende des Krieges folgten ärmliche Zeiten, doch scheint sich die
      Gemeinde im. Jahre 1684, zur Zeit der Regierung des tatkräftigen Herzogs
      Rudolf August, von den Schrecken des Krieges erholt zu haben, denn in
      diesem Jahre ließ man in der Reichsstadt Goslar einen 20,5 cm hohen
      silbernen Abendmahlskelch mit rundem Fuß anfertigen. Der jetzt noch
      vorhandene Kelch trägt folgende Inschrift: „Hermannus Fridericus Rath
      P. L. H. .(Pastor zu Lutter und Hahausen) hat diesen Kelch von
      christlichen Hertzen erbethen". Der Kelch zeigt das Goslarer
      Beschauzeichen, einen Adler, und undeutlich). H. Obwohl es die Hahäuser
      mit einem sehr baufälligen Kirchengebäude zu tun hatten, das ihnen immer
      wieder, wie wir noch sehen werden, Kummer bereitete, lieh die Kirche, also
      die Kirchengemeinde, dennoch Gelder an Gemeindemitglieder aus. Das können
      wir u. a. aus einem Schreiben des Altaristen (Kirchenvorstandes) Marcus
      Zufall, der von 1704 bis 1708 dies Amt versah, ersehen. Aus diesem
      Schreiben geht nämlich hervor, dass Heinrich Homeister von 1699 bis 1704
      Geld von der Kirche geborgt hatte.
 
  Die noch vorhandenen Kirchenrechnungen vom Anfang des 18. Jahrhunderts
      weisen jedoch auch aus, welche und wieviele Einnahmen die Kirche von den
      Gemeindeniitgliedern hatte. Insbesondere die Frauen scheinen sehr
      gebefreudig gewesen zu sein, denn 1705 werden Geldspenden von Jacob Illers
      Frau, Bartold Kolthamers Frau, Andreas Müllers Frau u. a. aufgeführt,
      1710 gab u. a. „Lowes Tochter von Nauen" eine Spende in die
      Hahäuser Kirchenkasse. „Die Capelle oder Kirche zu Hahausen" hatte
      1710 Einnahmen durch Hofzins von zehn Höfen 'i. Nichtsdestoweniger wurde
      der bauliche Zustand der Kirche immer trostloser.
 
  1) St. A. Wob. 8 Alt L
 
  Chronik, Seite 117
 Dies geht aus einem Schreiben vom 22. April 1739
      1) an
      das Konsistorium hervor. Es heißt dort: „Es ist schon einigen Jahren
      her bey allen Kirchen Visitationen die Kirche in Hahausen in sehr
      baufälligem und fast desolaten Zustand befunden" und weiter
      "oben im Boden zum Theil von Fäulniß und Wurmstich gantz
      angegangen, unten der Boden ist gantz heraus, und die Mauer hat etzliche
      gefährliche Riße .. ., so dass der Einfall zu fürchten ist."
 
  Man holte dann auch einen Kostenvoranschlag für die Reparatur der
      Kirche ein, aus dem wir die Größe derselben ersehen können. Sie war „über
      alles lang 62 Fuß" und 30 Fuß breit. Das entspricht einer Länge
      von 17,70 m und einer Breite von 8,65 m 2).
      Sicherlich kein imponierendes Bauwerk.
 
  1744 wurde ein „Anschlag über die zu Hahausen neu zu erbauende
      Kirche" eingeholt. Man beabsichtigte zunächst, die Kirche ganz aus
      Holz, das die Kommunionforst liefern sollte, zu erbauen, kam jedoch nicht
      zum Zuge. Auch nach dem Corpus bonorum war die Kirche in Hahausen um das
      Jahr 1750 sehr baufällig, bis unter das Dach gemauert und trug .auf dem
      Schieferdache einen kleinen Turm. Auf dem steinernen Altartisch stand ein
      Schrein „von altem und faulem Holtze, hat zwei Flügel mit Wirtelhespen.
      In demselben stehen allerlei höltzerne Bilder, so mit echtem Goldschaum
      überzogen." Auch war ein Taufengel da.
 
  Es fällt auf, dass in der Dorfbeschreibung von 1756 3)
      von einem Kirchturm, der an der Westseite der Kirche stand, gesprochen
      wird, während das Corpus bonorum von einem kleinen Turm auf dem
      Schieferdache der Kirche, also einem Dachreiter, erzählt.
 
  Aus der Dorfbeschreibung erfahren wir auch: „Patron der Kirche ist
      der Hertzog". Die Kirche hatte jedoch an Jura und Gerechtigkeiten,
      Länderey, Wiesen, Garten, Holtzung: Nichts".
 
  Imjahre 1757 stiftete eine Hahäuser Einwohnerin „Catharina
      Margareta Cassebaums" der Kirche ein zinnernes Taufbecken. Es zeigt
      als Stempel eine Flügelfigur mit undeutlichem Schriftband.
 
  Wenn auch die Dorfbeschreibung das Kapitel „Ausgeliehene Capitalien"
      unbeantwortet lässt, so wissen wir doch von einer Aufstellung der
      Kirchenkapitalien vom Jahre 1767 4),
      dass solche erfolgt sind. Eine „Akte betr. die von den Kirchen in
      Lutter am Bbge., Hahausen, und Haringen (Ostharingen) an die Cämmerey zu
      Holzminden verliehenen Capitalien ä 500 rthl. überhaupt" 5)
      berichtet von einer Ausleihe in den Jahren 1766 bis 1785. Daraus
      ergab sich eine Klage, welche die drei Kirchen gegen die „Stadt
      Cämmerey" Holzminden führten. General-Superintendent Bege in Seesen
      hatte mit der Wahrnehmung dieser Klage seinen Schwager Gesenius in
      Wolfenbüttel beauftragt, wie aus einem Schreiben desselben vom 14.
      November 1777 hervorgeht.
 
  1) St. A. Wob. 8 Alt Lu
      357
 2) Die
      braunschweigischen Längenmaße waren: l Rute zu 16 Fuß = 4,566 m
 3) Siehe S. 75
 4) St. A. Wob. 8 Alt Lu 387
 5) St. A. Wob. 8 Alt Lu 386
 
   Chronik, Seite 118
 
  Da die Kirche immer baufälliger wurde und die
      verschiedenen Kostenvoranschläge für die Reparatur oder den Neubau
      derselben nicht realisiert werder konnten, wurden die Hahäuser im Jahre
      1783 in dieser Angelegenheit wieder aktiv.
 
  In einer wunderbar gestochenen Schrift, für die Johann Friedrich Ernst,
      der vor 1772 bis 1804 Opferrnann und Schullehrer in Hahausen war,
      verantwortlicr zeichnet, wurde am 16. Januar 1783 ein Schreiben l! an
      das Konsistorium ver fasst, in dem „die Gemeinde Hahausen unterthänigst
      um Erbauung einer neuer Kirche" nachsucht. Es heißt darin, daß die
      Kirche „in einen solchen schlechter Baufälligen Verfall gekomen ist, dass
      wir fast ohnmöglich länger unseren Gottes Dienst, noch mit Versicherung
      unseres Lebens darinnen verrichten können. Denn der ganze Boden und die
      Balken sind durch die immerwährende Nässe, dermaßsen angefaulet, dass
      schon ganze große Stücke von den Boden und Balker herunter gefallen, und
      etliche Ständte dadurch entzwey geschlagen worden sind so dass sie auch
      täglich droht, zusammenzufallen. Wie dieses der Opfermann mi nicht
      geringen Schmerzen, vergangenen Herbst erfahren, als er im Durchgeher von
      einem Stück des Bodens dergestalt getroffen worden, daß er 14 Tage
      seiner Kopf hat müssen verbinden lassen. Das Dach ist zwar noch immer in
      de Reparatur erhalten, und die -Kosten davor ausgegeben, allein, durch die
      Fäulunj des Holzes will kein Nagel mehr halten, sondern regnet ein wie
      allemal de maassen durch und durch, dass man sich fast nicht ohne die
      Schuhe voll zu füllen hineinwagen darf."
 
  Nach dieser Schilderung des Zustands der Kirche wird dann noch
      einmal „unse demüthigstes flehentliches Bitten" vorgebracht „in
      der zuversichtlichen Hoff nung gnädigster Erhörung und Devotion".
 
  Das Schreiben des Opfermannes Ernst erfolgte für Christian Schladebusch
      um Joh. Heinrich Sandvoß, Altaristen, und Christian Ziegenbein und
      Christ. Kalthamrner, Bauermeister, im Namen der ganzen Gemeinde. Das
      herzogliche Konsistorium konnte sich, nach mehreren Anmahnungen, jetzt
      wohl nicht mehr der Bitte der Gemeinde verschließen. Doch zunächst ging
      es um die Finanzierung des Neubaus. Nach vielem Hin und Her sollte das
      Fürst liehe Leihhaus in Braunschweig das Kapital vorschießen. Am 12.
      September 1793 wurde der Hofbaumeister Langwagen (er selbst schrieb sich
      Lang-Wagen) „committirt", mit dem Fürstl. Amte und Pastor
      Grotrianwege: des Neubaus der Kirche Rücksprache zu nehmen. Der
      Kostenvoranschlag von Langwagen belief sich auf 1656 Taler, 77 mg., 4 eh.
 
  Insgesamt sollten 1750 Taler verbaut werden. Davon sollte die Hahäuser
      Kirch 428 Taler aufbringen, die restlichen Kosten sollten auf verschiedene
      Kirchen in Lande Braunschweig umgelegt werden.
 
  Die neue Kirche wurde daraufhin bis zum Jahre 1794 fertig gestellt. An der
      Stirnseite des Neubaus, über dem Eingangsportal hinter dem Altar, brachte
      man ein Gedenktafel mit folgender Inschrift an:
 
  1) St. A. Wob. 8 Alt Lu 243, Band II
 
  Chronik, Seite 119
 
        
          
            | Hier hatte vormals dem Roman(u)die Einfalt Weihrauch hingestreuet
 ein neuer Tempel wird von uns der Ehre Gottes geweihet
 zu Gottesfurcht zur Uebung jeder Tugendpflicht
 entziehe Herr der Welt uns deinen Segen nicht. 1794
 |  Nun war endlich die neue Kirche fertig, nachdem man sich
      Jahrhundertelang mit der baufälligen alten herumgeärgert hatte. Aber ein
      neues Problem kam auf die Gemeinde zu, nämlich die Verteilung der
      Kirchenplätze. Es wurde daher 1795 beschlossen: 
        Diejenigen, die einmal (d. h. in der alten Kirche) im
          Besitz der Stellen auf dem Chore gewesen sind, ihre Stellen nach der
          vorigen Ordnung behalten, die noch übrigen Stellen aber soweit auf
          dem Chore als auf den neuen Priechen nach dem Alter der Höfe
          ausgetheilt werden, dassdie sämtlichen Frauens Stühle nach der vorigen und
          bisherigen Ordnung wiederum zu vertheilen sindden zeitigen Bauermeistern wegen der bey dem Bau
          übernommenen Bemühungen gute Stellen auf dem Chore bestimmt werden. Um ja nichts falsch zu machen, wurde sowohl eine
      Aufstellung „Wie die Stände in der alten Kirche auf einander
      gefolgt" wie auch ein Plan der Sitzordnung in der neuen Kirche
      angefertigt. Es gab 6 Frauenstände, die 14 Großköter hatten jeweils 3
      Stände, ferner gab es Stände für "Häußlinge", die Schule,
      den Dorfkrüger, für den Neuen Krug, den Forstschreiber sowie den Kuh-
      und Schweinehirten 1J. Dem Neubau der Kirche folgten die Wirren der
      Freiheitskriege, wiederum mit unsäglichen Belastungen.
  Wenn die Hahäuser zunächst der Meinung waren, dass sie der Neubau
      der Kirche vorerst einmal vor den ständigen Ausgaben für Reparaturen,
      wie sie bei der alten Kirche erforderlich waren, bewahren würde, so wurde
      diese Hoffnung schon nach wenigen Jahrzehnten wieder zunichte gemacht.
      Bereits 1827 wurde vom Konsistorium eine Reparatur am Dach der Kirche und
      am Kirchturm genehmigt, 1834 musste die Kirchenuhr von dem Uhrmacher Weule
      zu Altwallmoden repariert werden und 1845 erfolgte eine Reparatur am
      Kirchturm.
 
  Doch scheint das alles nur Stückwerk gewesen zu sein, da bereits 1848 ein
      „Kostenvoranschlag über die nöthigen Reparaturen an der Kirche zu
      Hahau-sen 2) von dem Maurermeister E. Lerche eingeholt wurde. Er
      belief sich auf 251 Taler, 5 Groschen und 9 Pfennige. Doch auch der
      Tischlermeister Ernst reichte ein Angebot für Tischlerarbeiten ein, das
      sich auf 102 Taler, 7 Groschen und 4 Pfennig belief. Ferner waren
      Schlosserarbeiten erforderlich. Am 17. 11. 1848 sah sich daher die
      Gemeinde gezwungen, in einem Schreiben an das Herzogliche Konsistorium um
      ein Darlehn von 400 Talern für die Kirche zu bitten. Es heißt darin u.
      a.: „Die Kirche befindet sich leider in einem sehr schlechten Zustand
      und bedarf der dringenden Reparatur . .. sonst muss der
      Gottesdienst eingestellt werden.
 
  
  1) St. A. Wob. 8 Alt Lu
      367
 2} St. A. Wob. 129 Neu 73, Nr. 133
 
  
  Chronik, Seite 120
  
  St.- Romanus-Kirche
 
  
  
  Altar in der St.- Romanus-Kirche
 Chronik, Seite 121<zurück    
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  Ferner; „wegen der Fehler, die beim
      Neubau im vorigen Jahrhundert gemacht wurden, ist sie in hohem Grade
      baufällig." Weiter kann man lesen: „Auch die Orgel ist in
      schlechter Beschaffenheit, dass sie überhaupt nicht mehr repariert werden
      kann und durch eine neue ersetzt werden muss." „Die hiesige
      Gemeinde hat sich entschlossen, aus eigenen Mitteln eine neue Orgel
      anzuschaffen und will 500 Taler aufbringen. Es ist das aber auch alles,
      was die Kräfte ihrer Mitglieder irgend verstatten. Die hiesige Gemeinde
      gehört bekanntlich zu den ärmsten des hiesigen Landes." Das
      Schreiben ist von dem Ortsvorsteher Rudolf Kappey unterzeichnet.
 
  Es dauerte dann aber immer noch fast 2 Jahre, bis am 11. März 1850 in der
      „Böhmischen Gastwirtschaft" ein Protokoll wegen der
      Kirchenreparatur unterzeichnet werden konnte. Für die Gemeinde Hahausen
      unterschrieben der Ortsvorsteher Kappey und die Ortsgeschworenen Pümpel,
      Kelp und Kalthammer und „in fidem" der Justizamtmann Steinacker. Am
      15. April 1850 wurde dann endlich die Genehmigung zur Reparatur der Kirche
      erteilt, die dann auch durchgeführt wurde. Die Orgel sollte zunächst von
      dem Organisten Strube in Wolfenbüttel begutachtet werden.
 
  Am 9. Februar 1856 schrieb der Ober-Gerichtsadvocat Stegemann zu
      Gandersheim an die Herzogliche Kreis-Direktion '': „Vom Herzoglichen
      Consistorium bin ich beauftragt, die Ansprüche der Schule und Opferei in
      Hahausen auf Entrichtung einer jährlichen Kornpräsentation von
      je'AHimten Roggen gegen die Anbauer Pilster, Gläsener, Böse,
      Schwekendieck, Rühmann, Düerkop, Ziegenbein, Hoffmeister, Hornann,
      Ahrens, Kalbreyer und Taufall Gerichtlich geltend zu machen und hat mich
      der zeitige Opfermann Schullehrer Cantor Propst daselbst, von welchem ich
      die erforderlichen Instructionen einzuholen habe, benachrichtigt, dass
      entweder gegen die genannten Anbauer oder doch gegen Einige derselben
      schon früher wegen der fraglichen Präsentation Gerichtliche Klage
      geführt sei . . ."
 
  Am 25. März 1857 machte der Cantor Propst seinen Anspruch auf die „an
      die Opferei zu entrichtenden Ostereier" geltend. Schule und Opferei
      (Kirchendienst) waren um die Zeit noch miteinander verbunden und wurden
      erst später voneinander getrennt.
 
  1858 hatte die Gemeinde Streit mit ihrem Prediger, wie eine „Acta den
      Transport des Predigers zu Lutter a. Bbge. nach Hahausen betr."
      aussagt. Der Ortsvorsteher Kappey empfahl dem Pastor, der mit einem Wagen
      abgeholt werden wollte, die Eisenbahn zu benutzen 2).
 
  1892 war das Kirchendach wiederum sehr schadhaft, wie aus einem Schreiben
      des Gemeindevorstehers Kappey „An die Hohe Herzogliche Kreisdirektion in
      Gandersheirn" hervorgeht. Kappey schreibt, dass die Gemeinde durch
      Anschaffung eines neuen Totenwagens und die Anlegung des Telefons nach
      Lutter Kosten gehabt hat. „Dabei muss sie neben zwei Lehrern noch einen
      Kantor emer. mit 1650 M Pension besolden." Weiter heißt es: „Da
      unsere Uhr, welche die hiesige Gemeinde vor 180 Jahren von der Kirche zu
      Lutter zum Geschenk er-
 
  1) St. A. Wob. 129 Neu 72, Nr. 105
 2) St. A. Wob. 129 Neu 21, Nr. 52
 
  Chronik,
      Seite 122
 
  halten hat, nun vollständig unbrauchbar geworden
      ist" bittet man um finanzielle Unterstützung zur Anschaffung einer
      neuen. Am 27. August 1892 erhielt die Kirchengemeinde Hahausen dann auch
      einen Zuschuss von 300 Mark zur Neuanschaffung einer Turmuhr vom
      Staatsministerium in Braunschweig. Am 26. April 1906 wurde das Dorf
      während der Nacht von einem Gewitter überrascht. Es war eine halbe
      Stunde vor Mitternacht. Plötzlich durchzuckte ein greller Blitz das
      nächtliche Dunkel. Der feurige Strahl fuhr in den Turm des Gotteshauses,
      sprang von dort in das Innere des Kirchenschiffes, riss die Orgelpfeifen
      auseinander, zersprengte die Decke, die fingerbreite Risse zeigte und
      verlief sich unterirdisch bis in den angrenzenden Hof.
 
  Erstaunt über das Gepolter in der nähen Kirche fuhren die Bewohner der
      umliegenden Höfe aus dem Schlaf empor. Am nächsten Morgen ging es wie
      ein Lauffeuer durchs Dorf: „Dei Blitz hett in üse Kerke inneschlahn!"
      Alles rannte zum Gotteshause, um den Schaden zu besehen, denn zu seltsam
      war der kalte Blitzschlag aus nächtlichem Himmel.
 
  Für die Kinder des Dorfes war es ein besonderer Spaß, mit den im
      Kircheninnern verstreut herumliegenden Orgelpfeifen im Dorfe
      herumzulaufen. Ein Fotograf war auch gleich zur Stelle, der das Bild der
      Zerstörung für die Nachwelt auf eine Zelluioidplatte bannte.
 
  Dann trat der Kirchenvorstand zusammen und beriet über die Ausbesserung
      der Schäden. Die Reparaturkosten beliefen sich auf 9.756 M 40 Pfennige.
      Die Brandversicherung zahlte 4.972 M 6 Pfennige, 1000 Mark erhielt die
      Gemeinde vom Herzoglichen Staatsministerium, den Rest musste sie selbst
      aufbringen. Gleichzeitig wurde ein Blitzableiter angebracht.
 
  Zum Erntedankfest 1906 wurde der erste Gottesdienst wieder im schmuck
      hergerichteten Kirchlein abgehalten. Die neue Orgel erfüllte die Kirche
      zum ersten mal mit ihrem Brausen, und jubelnd ertönte der Dankchoral der
      Gemeinde.
 
  Im Kirchturm wurde bis in die Zeit vor dem ersten Weltkrieg die
      73 cm hohe und 28 cm breite romanische Eichenholzfigur ihres
      Namenspatrons, des heiligen Romanus, aufbewahrt. Es soll ein Dutzend
      Heilige gegeben haben, die den Namen Romanus führten. „Unser"
      Romanus jedoch war ein Märtyrer. Er lebte in Rom als Soldat und war
      dabei, als der Diakan Laurentius den Märtyrertod fand - auf einem Rost
      gebraten. Romanus war so von dem mutigen Sterben des Laurentius
      beeindruckt, dass er sich zum Christentum bekehrte. Er sollte auch Diakon
      werden und hatte bereits die Weihe eines Türhüters erhalten, als er
      wegen seines Bekennermutes enthauptet wurde. Das soll im Jahre 258 gewesen
      sein. Das Fest Romanus wird am 9. August gefeiert. Nach einer alten
      Überlieferung wurde Romanus in den römischen Katakomben beigesetzt.
 
  Die
      Figur des Romanus wurde von einem unbekannten Künstler etwa um die Mitte
      des 13. Jahrhunderts geschaffen. Er stellte den Heiligen als das dar, was
      er war, als Krieger oder als Soldaten, zwar nicht als römischen, sondern
      in der zeitgenössischen Tracht der ausgehenden Romanik, mit einem weiten,
      geschürzten und daher nicht ganz bis auf die Knie reichenden Gewand,
      darüber einen nach rückwärts geschlagenen Mantel, in der Linken das
      Schwert haltend und mit bärtigem und barhäuptigen Kopfe.
 
  Chronik,
      Seite 123
 
  Um 1910 wies die Figur,
      die nahezu sieben Jahrhunderte in der kleinen Dorfkirche am Harz
      überstanden hatte, nur noch spärliche Farbreste auf, auch fehlten ihr
      bereits die Füße. Es wurde jetzt auch höchste Zeit, dass sie ins „Vaterländische
      Museum" in Braunschweig übergeführt wurde, denn die Dorfjugend
      vergnügte sich recht respektlos mit der uralten Plastik, genauso wie mit
      den zahlreichen Säbeln, Spießen und anderen Waffen aus der Schlacht bei
      Lutter am Barenberge, die gemeinsam mit der Heiligenfigur im Kirchturm
      aufbewahrt wurden.
 
  Unbeschädigt im 1. und 2. Weltkrieg und in den turbulenten
      Nachkriegsjahren, überdauerte „üse Romanus" nahezu 6 Jahrzehnte
      im Museum in Braunschweig bis zum 19. Oktober 1970, als es einem
      Einbrecher gelang, die Figur zu entwenden. Doch noch im gleichen Monat
      konnte die damals auf 35.000.— DM geschätzte Plastik bei einem 18 Jahre
      alten Arbeiter sichergestellt werden, der sie bereits mit anderem
      Diebesgut verpackt und mit der Adresse eines Antiquitätenhändlers
      versehen hatte. Wer nun angenommen hätte, dass das „Braunschweigische
      Landesmuseum für Geschichte und Volkstum", wie das frühere „Vaterländische
      Museum" jetzt genannt wird, durch Schaden klug geworden wäre, der
      hatte sich geirrt. Anscheinend wurden wiederum nur ungenügende
      Sicherheitsmaßnahmen - Anstellung eines Nachtwächters - ergriffen, denn
      wie wäre es sonst möglich gewesen, dass „der Romanus" zusammen
      mit zwei anderen Heiligenfiguren im März 1973 erneut aus dem Museum
      entwendet werden konnte. Nach Auskunft des Landesmuseums konnte die Figur
      bisher nicht wieder ermittelt werden.
 
  1910 befanden sich in der Kirche außer dem bereits genannten Kelch und
      dem Taufbecken noch zwei Zinnleuchter in Säulenform, 21,5 cm hoch,
      Stempel mit Flügelfigur und Zeichen J.G.K. sowie zwei Henkelvasen aus
      Zinn, 25,5 cm hoch.
 
  Von 1906 bis 1916 befand sich in Hahausen eine Hilfspredigerstelle. Nach
      dem 1. Weltkrieg erfolgte die Trennung von Staat und Kirche - der Herzog
      war bis dahin zugleich Oberhaupt der Landeskirche - und damit entfiel auch
      die bisher von den Pfarrern ausgeübte Schulaufsicht. Gleichfalls nach dem
      1. Weltkrieg wurde bei der Kirche ein Kriegerehrenmal errichtet. In den
      Jahren nach dein 2. Weltkrieg wurden in der Hahäuser Kirche, nach 377
      Jahren, auch wieder katholische Gottesdienste abgehalten.
 
  Im Jahre 1951 wurde die seit 1568 bestehende Zugehörigkeit der Hahäuser
      Kirche zur Pfarrgemeinde Lutter am Barenberge gelöst und seither bilden
      Hahausen und Nauen eine eigene Kirchengemeinde. Das Pfarramt und der
      Pfarrer haben ihren Sitz in Hahausen, für welche Zwecke später ein Haus
      als Pfarrhaus erworben wurde. Dabei wurden noch später
      Gemeinschaftsräume errichtet. 1954 und 1957 wurde das Gotteshaus wiederum
      ausgebessert, diesmal jedoch ohne irgendwelche Zuschüsse. Der Maler gab
      dem Innern das helle, freundliche Aussehen, das wir heute bewundern
      dürfen. Die Orgel erhielt ein elektrisches Gebläse
 
  Chronik,
      Seite 124
 
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