DIE CHRONIK
von
HAHAUSEN

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Die Bevölkerungsstruktur in Hahausen nach dem 2. Weltkrieg
von Arnold Jahns

Im Verlauf des Krieges, als die Alliierten auch die deutschen Städte im Binnenlande bombardierten, wurde im Herbst 1943 eine große Anzahl Familien, insbesondere aus Braunschweig, nach Hahausen evakuiert. Die Zahl der Evakuierten (.Ausgebombten") stieg gegen Ende des Krieges weiter an, da die Bewohner in den zerstörten Städten kein Obdach mehr fanden.

Als die sowjetischen Armeen 1944/45 die ostdeutsche Grenze überschritten, flüchtete die Bevölkerung aus Furcht vor Verschleppung, Mord und Schikanen ins Innere des Reiches. Nachdem noch das Ergebnis der Jalta-Konferenz" im Frühjahr 1945 (Treffen von Roosevelt, Churchill, Stalin) bekannt wurde, nämlich Deutschland in Besatzungszonen aufzuteilen, flohen Millionen Deutsche aus den Ostgebieten. Die ersten Flüchtlinge trafen noch vor Ende des Krieges im Winter 1945 in Hahausen ein. Ihre Zahl stieg 1946 allein in Hahausen auf  722 Personen an.

Eine Folge des „Potsdamer Abkommens" (17. Juli - 2. August 1945), auf dem von den USA, England und der Sowjetunion beschlossen wurde, Königsberg und die Nordostecke von Ostpreußen der Sowjetunion zu übergeben und das übrige Ostdeutschland östlich der Oder-Neiße bis zu einem Friedensvertrag unter polnische Verwaltung zu stellen, dazu die deutsche Bevölkerung aus diesen Gebieten auszuweisen, war ein unendlicher Strom von Vertriebenen aus ihrer angestammten Heimat nach Westdeutschland.

Dutzende von Vertriebenen wurden aus den Flüchtlingslagern auch nach Hahausen eingewiesen.

Die Gesamtzahl der Evakuierten, Flüchtlinge und Vertriebenen überstieg 1948 bei weitem die Zahl der Ortsansässigen in Hahausen bei nur gleichem Wohnraum wie vor dem Kriege.

Der anfängliche Zugang bei den „Ausgebombten" (Evakuierten) bis 1949 ist auf die Entlassung von Familienangehörigen dieser Gruppe aus Kriegsgefangenen- und Internierungslagern zurückzuführen. Mit dem Aus- und Wiederaufbau der Städte vollzog sich dann die Rückkehr der Evakuierten in ihre Heimatorte. Der Zuwachs der Hahäuser erfolgte durch Eheschließungen von Evakuierten und Vertriebenen mit einheimischen Partnern.

Die Wanderbewegung der Flüchtlinge und Vertriebenen aus dem deutschen Osten resultiert aus dem Mangel an geeigneten Arbeitsplätzen in Hahausen und seiner Umgebung.

Schüler des 8. Schuljahres haben mit ihrem Klassenlehrer Arnold Jahns im Februar 1959 die Zusammensetzung der Bevölkerung in Hahausen nach der Ortskartei im Einwohnermeldeamt Hahausen aufgestellt.

Chronik, Seite 202

Anteil der Evakuierten und Vertriebenen an der Gesamtbevölkerung und Wanderbewegung in Hahausen von 1945 - 1959

Jahr

Ortsansässige

Evakuierte

Vertriebene

Insgesamt

 

zu

ab

zus.

zu

ab

zus.

zu

ab

zus.

 

1945

 

 

685

 

 

254

 

 

228

1167

1946

35

12

708

20

20

254

537

43

722

1684

1947

25

12

721

4

33

225

136

73

785

1731

1948

24

19

726

1

24

202

81

51

815

1743

1949

29

20

735

5

49

158

50

668

797

1690

1950

37

27

745

21

137

42

117

722

1604

1951

34

24

755

12

125

37

87

672

1552

1952

39

33

761

20

105

36

80

628

1494

1953

21

49

733

12

93

46

87

587

1413

1954

28

28

733

7

86

37

78

546

1365

1955

16

41

708

12

74

59

87

518

1300

1956

52

26

734

14

60

36

78

476

1270

1957

49

25

758

8

52

24

71

429

1239

1958

37

33

762

4

48

21

44

406

1216

1959

40

20

782

32

16

19

16

409

1207

Chronik, Seite 203

Flüchtlinge und Vertriebene in Hahausen nach ihrem Herkunftsland 1945 - 1959

Jahr

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Zu-
gang

Ab-
gang

Be-
stand

 

insgesamt

1945

28

3

69

45

7

29

6

8

17

16

228

-

228

1946

21

23

48

310

20

20

11

5

58

21

537

43

722

1947

18

5

27

52

3

6

5

1

17

2

136

73

785

1948

16

5

13

37

1

2

1

2

4

-

81

51

815

1949

5

4

8

19

9

-

3

-

2

-

50

68

797

1950

7

2

6

17

1

1

1

1

6

-

42

117

722

1951

2

-

2

18

7

2

4

1

-

1

37

87

672

1952

1

2

8

10

-

1

7

1

6

-

36

80

628

1953

1

4

-

5

2

11

9

-

7

7

46

87

587

1954

4

-

5

12

2

4

4

1

1

1

37

78

546

1955

3

4

4

22

2

16

1

-

7

-

59

87

518

1956

3

-

3

15

4

1

5

1

2

2

36

78

478

1957

1

-

4

15

1

3

-

-

-

-

24

71

429

1958

3

2

3

8

-

2

2

1

-

-

21

44

406

1959

_**)

1

2*)

4

6

3

-

-

3

 

19

16

409

*) Volksdeutsche aus dem Baltikum, Polen, Sowjetunion und dem Balkan.
**) Die Zahlen in den einzelnen Spalten geben nur die Zugänge an. Die Abgänge werden in der Spalte „Abgang insgesamt" aufgeführt.

Die Übersicht wurde von den Schülern der 8. Klasse unter Leitung des Klassenlehrers Arnold Jahns nach der Einwohnerkartei der Gemeinde Hahausen für die „Ostdeutsche Woche" vom 6. bis 13. März 1960 im Februar 1960 zusammengestellt.

Chronik, Seite 204

Beschäftigung der Einwohner in Hahausen 1950

(Ergebnis einer Befragung der Einwohner in Hahausen im Herbst 1950 von Schülern der 8. Klasse unter Leitung des Hauptlehrers Arnold Jahns)

I.  Landwirtschaft: 1

Landwirt (Walter Prien)

1 Gutpächter (Baron v. Spiegel)
30 Bauern
6 Landarbeiter
5 Landgehilfinnen
2 Gespannführer
1 Traktorfahrer
1 Schweizer
1 Geflügelzüchter

II.  Forst:

3

Revierförster
1 Forstwart
16 Waldarbeiter
8 Waldkultur-Frauen

III.  Wohnungsbau:

1

Bauingenieur
7 Maurer
1 Dachdecker
4 Zimmerleute
2 Tischler
3 Maler und Anstreicher

IV.  Handwerk:

Metall:

6

Schmiede
7 Schlosser
3 Feinmechaniker

Holz:

1

Muldenhauer (Mollenhauer)
2 Stellmacher

Lebensmittel:

6

Hausschlachter (nebenberuflich)
2 Bäcker
3 Käsefacharbeiter
5 Schlachter

V.  Handel und Gewerbe:

3

Lebensmittelgeschäfte
2 Schlachtereien
2 Bäckereien
1 Käserei
3 Gaststätten
1 Fahrradhändler
1 Gemüsehandlung
1 Fischhandlung
1 Spirituosenhandlung
1 Papier- und Tabakladen
1 Juweliergroßhandlung
1 Samenhändler

Chronik, Seite 205

V.  Handel und Gewerbe: 1 Viehhändler
3 Steinbrüche
1 Bauunternehmung
1 Sägewerk
2 Tischlereien
1 Stellmacherei
2 Schmieden
4 Schneidereien
3 Schneiderinnen
2 Frisörgeschäfte
4 Schuhmachereien
1 Gärtnerei

VI. Eisenbahn:

1

Bahninspektor
4 Verwaltungsbeamte
1 Bahnmeister
21 Schrankenwärter, Schaffner, Stellwerk usw.

VII.  Post:

1

Verwaltungsangestellter
2 Postboten

VIII.  Gemeindeverwaltung:

1

Gemeindedirektor
1 Gemeindediener
1 Gemeindekassierer (nebenberuflich)
1 Standesbeamter (nebenberuflich)
1 Straßenwärter
1 Gemeindeschwester

IX.  Schule:

4

Lehrer
1 Reinemachefrau (nebenberuflich)

X.  Kirche:

1

Pastor
1 Kirchendiener (nebenberuflich)

XI.  Sonstige:

1

Arzt
1 Ingenieur
1 Zahnarzt
1 Kunstmaler
1 Opernsänger
3 Juwelenhändler
6 Bankangestellte
10 Verwaltungsbeamte
8 Steinbrucharbeiter
48 Hilfswerker od. ohne feste Beschäftigung*)
23 Rentner oder Pensionäre
41 Kriegerwitwen

*) Die meisten Hilfswerker sind Vertriebene, die als Bauern oder Handwerker in ihrer alten Heimat tätig waren.
Die Bewohner von Hahausen sind in den umhegenden Ortschaften - vorwiegend in Seesen - beschäftigt. In der Zusammenstellung ist noch eine Fehlzahl enthalten. Die Befragung erstreckte sich über einen längeren Zeitraum, nämlich von Anfang August bis Ende November 1950. Bei der damaligen Fluktuation der Bevölkerung war eine absolute Feststellung nicht möglich.

Chronik, Seite 206

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