|  | Eisenerzbergbau und Hüttenbetrieb am
      nordwestlichen Harzrand
  An den einstigen Eisensteinbergbau in unserem
      engeren Raum erinnerte bis vor einigen Jahren das Zechenhaus am Bakenberg
      bei Neuekrug. Auch jetzt noch können wir dort einen ausgemauerten
      Stolleneingang betrachten wie auch andere Relikte des dort noch im vorigen
      Jahrhundert betriebenen Bergbaus. Der offene Stollen, den wir als Kinder
      noch gruselnd begingen, ist mehrfach eingestürzt, wie bereits an
      oberirdisch sichtbaren Einsturz trichtern, sogenannten Pingen, zu erkennen
      ist. Auch Schürfstellen des Tagebaus am Bakenberg, Reste von
      Grubenanlagen im Schweinsrücken sowie der „Eisensteinsweg", jetzt
      ein beliebter Wanderweg, versetzen uns Heutige in die Zeit, als hier noch
      emsige Knappen werkten und Erz beladene Karren von dampfenden Pferden zu
      Tal befördert wurden. Eisensteinbergbau (und Eisenerzverhüttung) wurde
      jedoch nicht nur in den an die Hahäuser Gemarkung angrenzenden Harzbergen
      betrieben, sondern auch in den Vorbergen, am Eichsberg und an den
      Osterköpfen.
 
   Unterhalb des Herzbrunnens bei Odishausen befand sich ein Eisenhammer,
      dessen einstiger Standort an den noch jetzt deutlich erkennbaren und in
      Stufen angelegten „Teichen" lokalisiert werden kann. Diese Teiche
      wurden von der Quelle des Herzbrunnens gespeist und setzten durch das
      Gefalle des abfließenden Wassers den Hammer zum Zerkleinern des
      Eisenerzes in Bewegung. Deutliche Schlackenspuren verraten noch die
      einstige Hüttenstelle. Ein weiterer Eisenhammer hat seine Spuren an der
      kurvenreichen Strecke nach Jerze in den Osterköpfen hinterlassen.
 
   Rippel 1) führt eine Schlackenstelle am Steimkerbach an. Die
      Hüttenstelle liegt innerhalb des Waldes und ist in einer Karte von 1678
      verzeichnet. Es ergibt sich jedoch die Frage, ob diese „Hüttenbleek"
      genannte Stelle auch im Zusammenhang mit der einstigen, am Harzrand zu
      suchenden, Glashütte zu sehen ist. Eine weitere Schlackenstelle befindet
      sich nach Rippel am Steimkerbach 150 m nördlich von Rhode.
 
   Wann diese uralten Eisenhämmer, Hüttenplätze und Schachtanlagen, die
      teils noch zu suchen wären, betrieben wurden, lässt sich gegenwärtig
      nicht sagen, wir können jedoch eine sehr frühe Zeit dafür annehmen.
      Hier bietet sich Pur Forscher noch eine interessante Aufgabe.
 
   Bemerkenswert ist, dass diese mittelalterlichen Eisenhämmer und Hütten
      in unserem Raum wohl nur zum Teil Erze aus der unmittelbaren Umgebung
      verarbeitet haben. Es ist anzunehmen, dass hier hauptsächlich
      Rammelsberger Erz zur Verhüttung kam. Entsprechende Analysen stehen noch
      aus.
 
   Die erwähnten vier Hütten oder Hüttenplätze, deren Namen nicht bekannt
      sind, wurden von Rippel in einer in seinem Buch enthaltenen Karte
      verzeichnet 2). Eigenartigerweise finden sie jedoch
      in anderweitiger Spezialliteratur keine
 
   1) Rippel: Kulturlandschaft, S. 107
 2) Rippel: Kulturlandschaft, S. 106
 
   Chronik, Seite 207
 Erwähnung 1). Wir dürfen uns diese frühen
      Hütten jedoch nicht in der Art und Weise der heutigen Hüttenwerke
      vorstellen, es waren kleine Anlagen mit nur einer Handvoll Beschäftigten.
  Diese erste Verhüttungsperiode des Mittelalters fand ihre Fortsetzung in
      der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als während des Merkantilismus
      nach erfolgreicher systematischer Suche nach Bodenschätzen neue Betriebe
      entstanden. Für unser Gebiet von Bedeutung war die im Jahre 1728 erfolgte
      Gründung der Wilhelmshütte in Bornum. Dieses Eisen herstellende
      herzogliche Unternehmen bezog seine Erze zunächst aus der Gegend zwischen
      Neuwallmoden und Bodenstein sowie östlich Ortshausen bzw. bei Nauen,
      jedoch auch Holzkohle von den zahlreichen Köhlern in Hahausen.
 
   Im Jahre 1789 vermerkte Otto Siegmund Lasius zu seiner „Topopetrographischen
      Karte des Harzgebirges", dass sich am Schweins rücken oberhalb des
      Vorwerks Klingenhagen „ein Eisensteinsgang nahe an der Grenze des auf
      dem Fuße des Harzgebirges aufgesetzten Flötzgebirges, der mit den
      Gegenthalerzgängen an der ändern Seite des Berges in Verbindung zu
      stehen scheint", befindet. „Der Eisenstein ist braun und von
      thonigter Natur." Auch an der „Kalten Birke" (siehe dort)
      wurde Eisenstein gefunden.
 
   Aus dem Stollen am Schweinsrücken, der einst zürn Kommunionharz
      gehörte, wurden noch 1803 Eisenerze gewonnen und auf der Teichhütte bei
      Gittelde verschmolzen.
 
   Nach der Aufhebung der Kommunion im Jahre 1788 war es hauptsächlich die
      Wilhelmshütte, die intensiv nach Eisenerzvorkommen in den Bergen des
      nordwestlichen Harzrandes suchte und diese, zum Teil im Tagebau,
      ausbeutete. Doch bemühten sich auch private Unternehmer um die Erteilung
      von Schürfrechten. 1862 erfolgte „die Erteilung eines Schürfscheines
      auf Eisenstein im Forstrevier Hahausen an die Gebr. Röhrig & Fehland,
      desgleichen die Verleihung der Grubenfelder im Hundsrücken und Kl.
      Bakenberg", 1863 wurde ein Schürfschein auf Eisenstein im
      Forstrevier Hahausen an die Hüttenverwaltung der Wilhelmshütte erteilt.
 
   Aus einem Schreiben vom Jahre 1864 an die Hüttenverwaltung der
      Wilhelmshütte über die Begrenzung des Bergbaus auf Eisenstein am
      Bakenberg und Schweinsrucken können wir die Ausdehnung des
      Schürfgebietes ersehen. Es umfasste die herzoglichen Forstorte Kleiner
      Krautlieth, Bakenberg, Oberer und Unterer Sprengelsberg, Unterer großer
      Bakenberg, Am Schweinsrücken, Hahnenkopf und Große Leuchte.
 
   1868 wird von der Eisensteingrube „Neuer Schweinsrücken", 1869 von
      der Eisensteingrube „Harz" am Schweinsrücken und 1871 von den
      Eisensteinbergwerken „Groß;e Krautlieth bei Hahausen" und „Hoheleuchte
      bei Hahausen" gesprochen. Auch die Neu-Mansfelder Gesellschaft
      bemühte sich um Schürfscheine auf Eisenstein (siehe dort).
 
   1) Rosenhainer, Franz: Die
      Geschichte des Unterharzer Hüttenwesens von seinen Anfängen bis zur
      Gründung der Kommunionverwaltung im Jahre 1635. In: Heft 24 der Beiträge
      zur Geschichte der Stadt Goslar, Goslar 1968
 
   Chronik, Seite 208
 Die Aktivität der Wilhelmshütte im Erzbergbau
      verwundert umso mehr, als deren Hochofen nach Günther " bereits in
      den Jahren nach 1857, als die Hütte in Privatbesitz übergegangen war,
      ausgeblasen wurde. Der Bergbau kam dann auch zum Erliegen, doch wird das
      Bergwerkseigentum der Wilhelmshütte am Bakenberg und am Schweins rücken
      noch 1899 erwähnt.
  Am 12. November 1906 erfolgte beim Herzoglichen Amtsgericht in Lutter die
      Eintragung des Grubenfeldes „am Bakenberg" für die Firma Max
      Meyerstein oHG in Hannover, desgleichen für die Grubenfelder Kleine
      Krautlieth, Abteilung l und 2, Oberer groß;er Bakenberg, Oberer und
      Unterer Sprengelsberg. Diese Grubenfelder gelangten jedoch nicht mehr zur
      Ausbeute und wurden nach Verzicht vom 16. April 1924 am 16. Oktober 1924
      aufgehoben.
 
   1) Günther, Friedrich: Der
      Ambergau, Hannover 1887, S. 76
 
 Chronik, Seite 209
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