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       | Lage, örtliche Verhältnisse, Name des Dorfes, Umgebung Das Dorf  Hahausen
      liegt an der Grenze des Ambergaus gegen den Wenzigau, an der
      Nordweststrecke des Oberharzes, innerhalb der Lutterer Beckenlandschaft
      und in dem von der Neile und Mittelbach durchflossenen schmalen Tale
      zwischen Harz und Osterköpfen. Die Gemarkung des Dorfes grenzt südöstlich an den Harz, im Westen bzw. Nordwesten an die Osterköpfe, das Osterholz und Klein Rhüdener Holz. Im Nordosten öffnet sich die Feldmark zur Ebene von Lutter am Barenberge, deren Teil sie ist.
  Hahausen nimmt als doch wohl jüngste selbständige Siedlung des Lutterer Beckens eine Sonderstellung ein. Die Gemarkung liegt am weitesten zum Harz vorgeschoben und befindet sich zum Teil bereits im Übergangsgebiet zur Passlandschaft von Seesen - Neuekrug. Das Dorf liegt auf einer
      Erhöhung, die als Fortsetzung bzw. Ausläufer des Langenberges angesehen werden kann.
 
  Obwohl das Gebiet um Hahausen bereits in der Steinzeit von Menschen
      besiedelt war, konnte sich eine eigentliche Ortschaft nur langsam
      entwickeln. Dies zögernde Wachstum wurde entscheidend durch die physisch-geographischen Gegebenheiten bestimmt. Das Dorf war, so teilweise
      noch bis ins vorige Jahrhundert, dich von Wäldern umgeben, die eigentliche Siedlungsfläche war begrenzt durch den jäh aufsteigenden Harz und dessen Vorberge sowie das Sumpfgebiet in den Brüchen.
 
  Wenn wir die Dorfwerdung von Hahausen auch erst für die Zeit um 800 vermuten können, so hat es im Gebiet des jetzigen Dorfes doch schon sehr früh einzelne Ansiedlungen gegeben, was
      durch leider bisher nicht ausgewertete Bodentönungen, Scherbenfunde und nicht zuletzt durch die auf dem
      Hillenkopf befindlichen bronzezeitlichen Hügelgräber angenommen bzw. bewiesen werden kann.
 
  Schon in frühester Zeit führte der so genannte "Alte Weg" durch das Gebiet von Hahausen. Sowohl Pippin der Kurze wie auch dessen Sohn Karl der Groß zogen hier vorbei ins Sachsenland. Die sächsischen und salischen Kaiser passierten das Dorf auf ihren Wegen zu den Pfalzen am Harzrand und auf ihren Zügen nach Süden und in den Tod. Fürsten mit riesigem Tross. Bauern und Bürger, Kaufmannszüge und die Heerscharen vieler Herren benutzten die "Heerstraße", die durch das Dorf führte und Norddeutschland mit Süddeutschland und Italien verband. Das brachte natürlich Leben und manche Vorteile mit sich, doch dürften her die Nachteile überwogen haben. Sowohl in der Hildesheimer Stiftsfehde (1519-23) wie auch im Dreißigjährigen Krieg war das das Dorf schweren Verwüstungen ausgesetzt. 1626 wurde es vor und während der Schlacht bei Lutter am Barenberge größtenteils eingeäschert, im Siebenjährigen Kriege hatte es schwere Repressalien auszuhalten. 1761 wurde es zum Teil niedergebrannt.
 
  Hahausen war ein armes Dorf, das ärmste des Amtes Lutter, zu dem es seit dem 16. Jahrhundert gehörte. Das erkennen wir u. a. daran, dass Hahausen nur
      so genannte Kotsassen gab, jedoch keine Ackerleute oder
      Halbspänner, wie die wohlhabenden Bauernklassen genannt wurden. Erst in neuerer Zeit wurden
 
  Chronik, Seite 17
 die größeren Vollkothöfe zu Kärnerhöfen
      erhoben. Das Dorf lag "mitten in der Wildbahn", es hatte bis ins 18. Jahrhundert
      erheblich unter der Wolfsplage und natürlich auch unter Wildschaden zu leiden.
  Was der Wald dem Dorf nahm, gab er ihm auch wieder. Die meisten Bauern hätten ohne Holz- und Kohlefuhren wohl kaum ausreichende Existenzmöglichkeiten gefunden und den
      nachgeborenen Söhnen, soweit sie nicht in einen Hof einheiraten konnten, blieb nur die Arbeit als
      Holzhauer oder Köhler.
 
  Ja, neben der kargen Landwirtschaft und dem Fuhrverkehr boten Waldarbeit
      und Köhlerei in früheren Zeiten wohl die einzigen Existenzmöglichkeiten. Doch gab es um 1355 am Harzrand beim jetzigen Neuekrug schon eine Glashütte, auch ein Schiefersteinbruch wird erwähnt und Eisensteinbergbau wurde bereits im Mittelalter betrieben. 1753 wurde der Ortsteil Neuekrug gegründet, während der wirtschaftliche Aufschwung erst im 19. Jahrhundert einsetzte, zunächst durch
      holzverarbeitende Heimindustrie, dann durch den Bau der Eisenbahnen und durch wirtschaftliche Neugründungen, die jedoch keinen langen Bestand hatten.
      Viele Hahäuser arbeiten jetzt außerhalb des Dorfes, in Seesen, Goslar, Salzgitter und darüber hinaus. Auch die Landwirtschaft machte im 19. Jahrhundert gewaltige Fortschritte. Das ist vor allem auf die Ablösung der Hand- und Spanndienste und des Zehnten sowie auf die Separation zurückzuführen. Immerhin vergrößerte sich die Siedlungsfläche von 2,04 qkm im Jahre 1750 um 4,23 qkm auf 6,27 qkm lt. Stand vom Jahre 1950.
 
  Hahausen hatte Anfang 1982 964 Einwohner, Mitte 1982 deren 951. Im Laufe
      der Jahrhunderte schwankte die Einwohnerzahl  beträchtlich, wie nachstehende Aufstellung verdeutlichen
      soll.
 
        
        
          
            | 1548 1663
 1774
 1793
 1823
 1858
 1885
 1905
 1925
 1928
 1939
 1945
 1948
 1953
 1959
 1970
 | 153 Einwohner 133 Einwohner
 266 Einwohner
 399 Einwohner
 452 Einwohner
 666 Einwohner
 890 Einwohner
 869 Einwohner
 852 Einwohner
 975 Einwohner
 821 Einwohner
 1.167 Einwohner
 1.743 Einwohner
 1.413 Einwohner
 1.207 Einwohner
 1.124 Einwohner
 | über 5 Jahren
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      Im Jahre 1950 waren in dem Dorfe, dessen Bewohner sich
      einst ausschließlich von der Landwirtschaft ernährten, von 360 Familien nur noch 32 Bauern und 16 Landarbeiter. Diese Zahl ist inzwischen noch weiter zurückgegangen.
   Hahausen "bei dem Schnedekruge", also Grenzkruge, wie es auch
      genannt wurde, ist seit Jahrhunderten eine selbstständige Landgemeinde. Bis zu den
      Freiheits-
 
   Chronik, Seite 18
 
      
      kriegen wurde es von den Bauermeistern geleitet, danach von einem Ortsvorsteher und seit 1935 von einem Bürgermeister. Seit dem 1.03.1974 ist die Gemeinde Hahausen Teil der Samtgemeinde Lutter am Barenberge, doch hat sie weiterhin einen eigenen Gemeinderat und Bürgermeister.
   Die Bewohner von Hahausen waren bis zum 2. Weltkrieg mit wenigen Ausnahmen
      rein niedersächsisch-ostfälischen Stammes. Durch Flucht und
      Vertreibung nach dem Kriege gelangten zahlreiche Bewohner der ostdeutschen
      Provinzen in unser Dorf, wo sie eine neue Heimat fanden.
 Über den Namen des Dorfes und dessen Entstehung wurden bereits im vorigen Jahrhundert Überlegungen angestellt. So finden wir in der im Jahre 1899 erschienenen "Geschichte des Dorfes Bornhausen bei Seesen" von Knackstedt folgenden Vermerk:
 
 
        
        
          
            | Hahausen, Amt Lutter a. Bbge.,
      dicht bei Neuekrug, 1131 Hagehusen, von dem Stammworte ag, ak = Schwert,
      Ecke und dem damit gebildeten Personennamen Ago (latein. Agius der priesterliche Sohn des Herzogs Liudolf), Aggo, Acko, Hacho = der
      Schwertkundige. Davon im Amte Gandersheim, Ackenhausen und Hachenhausen.
      Nicht: Haus am Haag und nicht Hagius (der Heilige). |  Dieser Meinung können wir uns heute nicht mehr anschließen. Es ist anzunehmen, dass der Name des Dorfes nicht von einem Personennamen abgeleitet worden ist, sondern dass es sich hierbei um die Zusammensetzung von Hagen und Hus handelt. Unter einem Hagen ist ein umfriedetes Gelände zu verstehen, eine Siedlung, die einst auf einem "Hai", einer Waldblöße, angelegt wurde und mit Palisaden oder einem Wall umgeben war. Ein "Hus" ist ein festes Haus, das von einem sächsischen oder fränkischen Adeligen errichtet wurde und den Kern des Dorfes bildet. Hahausen oder Hagehusen bedeutet also eine umfriedete Siedlung mit einem festen Haus.
   Das Dorf hieß 1021 Hahusen oder Hahuzen, 1131, 1154, 1157, 1209, 1238, 1264, 1280, 1300, 1304, und 1318 Hagehusen, 1264 auch Hachusen, 1345 Haghehosen oder Hahehusen, 1470 Hagenhausen, um 1500 und 1536 wieder Hahusen, 1548 Hahusen, aber auch Hahausenn, und seit den Jahren danach wird die jetzige Schreibweise gebraucht. Merian schrieb 1654 auch Hahaußen. Die plattdeutsche Sprachform ist Hahüsen, auch ist das u in Hahusen bzw. Hagehusen als ü zu lesen.
 
   Die nächsten Nachbarn von Hahausen sind die zur Samtgemeinde Lutter am Barenberge gehörenden Dörfer Nauen mit der Pöbbeckenmühle und Lutter mit
      dem Weiler Rhode, ferner Klein Rhüden mit Ödishausen und Jerze, mit dem Hahausen um die Mitte des 16. Jahrhunderts kirchlich verbunden war. An diese mehr als vier Jahrhunderte zurückliegende Verbindung erinnert noch heute der
      so genannte Kirchweg zwischen beiden Orten. Weitere Nachbarn sind
 
   Chronik, Seite 19
 Bornhausen, dessen früheres Adelsgeschlecht derer von Steinberg nach Rechte und Besitzungen in Hahausen hatte, sowie die Städte Seesen und Langelsheim. Nicht nur wirtschaftliche, sondern auch kulturelle Bedeutung für das Dorf hatten sowohl der Langenberg, der früher Barenberg hieß und Lutter am Barenberge seinen Namen gab, sowie insbesondere der Hillenkopf, der Eichsberg und die Osterköpfe. Auch die angrenzenden Harzberge, so der Große und der Kleine Bakenberg, die Lageswarte, der Sangenberg, der Hohe Stein, die Hohe Leuchte, Gläsener und Schweinsrücken sind nicht vom Dorf, seiner Entwicklung und Geschichte zu trennen. Auch die "Kalte Birke", deren eigenartiger Name bisher noch keine Deutung gefunden hat, war immer eng mit unserem Dorf und seinen Menschen verbunden.
  Wäre noch an die Einbettung des Dorfes in die ostfälische Vorharzlandschaft und die mehr al 800jährige Zugehörigkeit desselben zum ehemaligen Lande Braunschweig - mit einem fürstbischöflich
      hildesheimischen Intermezzo - zu erinnern. Zumindest seit 1539 bis 1807
      gehörte Hahausen zum Amt Lutter, während der westfälischen Zeit bis 1814 zum Kanton gleichen Namens, bis 1823 zum Kreisamt Seesen, dann wieder zum Kreisamt Lutter und seit 1833 zum Landkreis Gandersheim, dessen Kreisdirektion, seit 1939 Landratsamt, die übergeordnete Verwaltungsbehörde war. Seit 1946 gehört Hahausen zum Lande Niedersachsen und nach der Gebietsreform ab 1. August 1977 zum Landkreis Goslar im Verwaltungsbezirk, jetzt Regierungsbezirk, Braunschweig.
 
  Chronik, Seite  20
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