|  | Die Pöbbeckenmühle
  Sie gehört zwar nicht zu Hahausen, sondern zu
      Nauen, doch ist sie für jeden Hahäuser ein Begriff: Die
      Pöbbeckenmühle. Versteckt zwischen Büschen und Bäumen, gelegen
      zwischen Wiesen, Weiden, Bächen und Teichen, hat sich die alte
      Wassermühle aus dem 17. Jahrhundert bis in unsere Zeit erhalten. Leider
      wurde der Mühlenbetrieb schon vor Jahren eingestellt, dafür ist sie
      heute für Sonntagsreiter ein Begriff, denn hier wird ein Reitstall
      unterhalten. Eine „moile" wurde 1536 bereits für den Anfang des
      16. Jahrhunderts an dieser Stelle erwähnt 1), doch scheint sie
      1548 nicht mehr existent gewesen zu sein. Wir müssen annehmen, dass sie
      während der Hildesheimer Stiftsfehde (1519 -1523) zerstört wurde.
 
  Im Jahre 1609 jedoch wurde die Pöbbeckenmühle von dem Oberförster „am
      Hartze" Andreas Koch wiederaufgebaut. In der Einrichtungsurkunde
      heißt es: „Diese Mühle soll besonders den Einwohnern von Hahausen
      helfen, sintemal sie sonsten ihr Korn, so zu ihrer und der ihrigen Leibes
      Notdurft und Aufenthalt gebrauchen, in den nächstgelegenen Dörfern mit
      großer Ungelegenheit und Beschwerlichkeit in Regen und Ungewitter hin und
      wieder tragen und schleppen müssen."
 
  Bereits am 20. November 1608 hatte Herzog Heinrich Julius eine „Privilegia"
      zur Erbauung und Konzessionierung der Mühle für Andreas Koch erlassen,
      wie aus einer Akte „Die Pöpkenmühle bei Hahausen 1608 -1700" 2)
      zu ersehen ist. Während der Schlacht bei Lutter am Barenberge tobten
      heftige Kämpfe um die Mühlenbrucke, und dabei wurde die Mühle - erst 17
      Jahre alt - größtenteils zerstört. Die Mühlenstelle selbst kam an die
      „Lantischen Erben". Sie ging 1696 in den Besitz des Amtmannesjohann
      Gabriel Cleve in Lutter über, der die Mühle instandsetzen ließ und den
      Betrieb wieder eröffnete. In dem Bestätigungsschreiben vorn Jahre 1700
      wird der Wiederaufbau „der Mühle, welche in den vormaligen
      Kriegs-Troublen abgebrannt und ruiniert war", gestattet, und zwar „unter
      dem Dorfe Hahausen an der Neue form Tübbeckenberge, woselbst vor Jahren
      die Mühle all bereits gestanden und die beiden Bäche, als so
      genannter
      Hummecke (in manchen Akten auch Hunibach genannt) und Neile aneinander
      stoßen, also dass er obigen beiden Bäche, wie von Alters, darauf leiten
      möge." Durch eine besondere Verordnung wurde für die Einwohner von
      Hahausen der Mühlenzwang bei der Pöbbeckenmühle eingeführt.
 
  Schon in der damaligen Zeit hat man durch eine Grabenanlage das
      Wasser des Steimkerbaches teilweise der Hummecke zugeführt. Diese
      Verbindung wurde in den Jahren nach dem 1. Weltkrieg durch den damaligen
      Besitzer der Mühle wiederhergestellt. Von da ab floss wieder das Wasser
      von vier Bächen (Neue mit Mittelbach, Hummecke und Steimkerbach) über
      das Mühlrad. Die Mühle wurde von Pächtern bewirtschaftet 3).
      1704 bis 1734 war Johann Diederichs Müller auf der „Tübbkenmühle",
      er ließ 1705, als „Müller in der
 
  1) St. A. Wob. 7 Alt S1705
 2) St. A. Wob. 18 Alt Lu 226
 3) St. A. Wob. 18 Alt Lu 227
 
   Chronik, Seite 180
 
  Poffeckenmühle", eine Tochter taufen.1757
      hatte M. Hasenjäger die Mühle gepachtet, denn in diesem Jahre „heiratete
      Hans Heinrich Block in Nauen Anna Katharina Hasenjäger aus der
      Pöpkenmühle zu Hahausen", während wir im Kirchenbuch weiter lesen:
      Johann Beckmann, Müllermeister zur Pebeckenmühle, ließ 1793 eine
      Tochter taufen". Müller Beckmann hatte in der alten Hahäuser Kirche
      einen Platz, der „Pöbbeken Müller" auch 1796 in der neuen. Im
      Jahre 1802 1) wird „Die Pöpkenmühle, eine im NO
      von Hahausen, vom Kiefbache getriebene, einständige Mahlmühle mit l
      Gange und 8 Menschen" erwähnt.
 
  Auf Beckmann folgte der Müller Böhme, während die Mühle 1829 in
      den Besitz der Familie Gerber überging, die sie bis nach dem 2. Weltkrieg
      besaß. Im Jahre 1918, am Ende des Krieges, wurde in der Pöbbeckenmühle
      zusätzlich eine Ölmühle eingerichtet. So konnte man im „Beobachter"
      lesen: „Dem Besitzer der Pöbbeckenmühle ist es gelungen, in
      Braunschweig einen Lieferanten der zur Einrichtung einer Ölmühle
      erforderlichen Maschinen zu finden. Er hat sich deshalb entschlossen, eine
      Ölmühle einzurichten, die Anfang Dezember 1918 in Betrieb genommen
      werden soll." Die Ölmühle wurde jedoch bald wieder geschlossen.
 
  Nun, der alte Müller Gerber war ein sehr aktiver und
      unternehmungslustiger Mann. Er betrieb nicht nur seine Mühle und die dazu
      gehörige Landwirtschaft, sondern hatte in den zur Mühle gehörenden
      beiden Teichen auch eine Fischzucht eingerichtet. Der Chronist kann sich
      erinnern, wie in den Jahren vor dem letzten Kriege vor Weihnachten und
      Sylvester der Müllerbursche die noch lebenden Karpfen im Rucksack in die
      Haushalte brachte. Hermann Gerber hatte außerdem die Fischpacht in Neile
      und Hummecke und wir Jungen waren immer auf der Hut vor ihm, wenn wir
      unerlaubterweise Forellen fischten. Neben all' seinen vielfältigen
      Tätigkeiten hatte er jahrelang den Steinbruch im Steimkerbachtal
      gepachtet, den er mit einer Anzahl Arbeiter betrieb. Darüber hinaus war
      er ein eifriger Jäger.
 
  Doch das ist alles schon lange her und kein mehlstaubbedeckter
      Müllerbursche tritt mehr aus der Mühle, um den neugierigen Kindern einen
      Blick auf das große Mühlrad zu gestatten.
 
  Die Mühle liegt am Pöbbeckenberge, von dem sie ihren Namen hat. Hier war
      in früheren Zeiten ein sogenannter „Wolfsgalgen" oder auch „Taternpfahl",
      ein Pfahl zur Warnung für Wilddiebe und Zigeuner, aufgestellt. Der Pfahl
      wurde im 18. Jahrhundert wiederholt erwähnt und soll noch 1840,
      natürlich nach einer Reihe von Jahren immer wieder erneuert, gestanden
      haben. Der Name der Mühle und des Berges, an dem sie liegt, hat sich im
      Laufe der Jahrhunderte oft geändert. Außer den bereits genannten Namen
      seien noch erwähnt: Poeffecke, Pözkanmühle, Tübbeckenmühle, 1757
      Pobbeckenmühle, 1818 Papken Mühle, 1840 Powecken Mühle.
 
  Die Mühle hatte im Jahre 1774 7 Einwohner, 1798,1885 und 1905 8
      Einwohner, 1939 3 Einwohner.
 
 1) Kassel und Bege:
      Geographisch-statistische Beschreibung der Fürstentümer Wolfenbüttel
      und Blankenburg, Braunschweig 1802
 
   Chronik, Seite 181
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