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      Von den Freiheitskriegen bis zur Reichsgründung
  Bevor wir uns mit den örtlichen Verhältnissen
      in Hahausen befassen, scheint ein Hinweis auf die politische Lage zu
      Beginn des 19. Jahrhunderts angebracht. Auch beanspruchen die zwölf Jahre
      vor Beginn der eigentlichen Freiheitskriege unsere Aufmerksamkeit.
 
   Die Große französische Revolution im ausgehenden 18. Jahrhundert hatte
      zwar auch Auswirkungen auf Deutschland, doch gelangten deren
      Ausstrahlungen nur in ganz geringem Maße bis nach Hahausen. Man hörte
      hier zwar von der Erhebung der Massen im Nachbarland, sah Flüchtlinge
      sowohl aus Frankreich wie auch aus den westlichen Gebieten des Heiligen
      Römischen Reiches vorbeikommen oder im „Neuen Kruge" rasten, aber
      sonst kümmerte man sich recht wenig um das Weltgeschehen.
 
   Schließlich hatte man ja auch seine eigenen Sorgen. Wie schon immer, war
      Ackerland in Hahausen knapp und die vielen zweiten und dritten
      Bauernsöhne (Brinksitzer und Anbauer) mussten sich nach einem Broterwerb
      umsehen. Die Arbeit in den Harzwäldern reichte nicht für alle und so mussten
      neue Verdienstmöglichkeiten geschaffen werden. Was lag da in einem
      Walddorf wie Hahausen näher als die holzverarbeitende Heimindustrie wie
      Drechslerei, Löffelschnitzerei und Böttcherei. Im Jahre 1802 lag „Böttigerarbeit
      aus Braunschweig, Seesen und Hahausen 1)
      an 27. Stelle der Liste der Exporte aus dem Herzogtum Braunschweig.
 
   Doch die mancherlei Not verleitete auch den einen oder den anderen zu
      Gesetzesübertretungen. So wurde im Jahre 1805 „Christian Julius Beneke
      aus Hahausen wegen Diebstahls, außer der Untersuchungshaft zu 14 Tagen
      bei Wasser und Brot"2)
      verurteilt. Auch die Wilddieberei nahm ständig zu. Das Jahr 1803
      hatte mit dem Reichsdeputationshauptschluss die Aufhebung
      jahrhundertealter Reichsstände bewirkt, so verlor auch die Reichsstadt
      Goslar ihre Selbständigkeit. Das Heilige Römische Reich Deutscher
      Nation, dem bereits im Westfälischen Frieden vom Jahre 1648 mit dem
      Abfall der Schweiz und der Niederlande sowie einer nahezu unbegrenzten
      Eigenständigkeit der Landesfürsten das baldige Ende vorausprogrammiert
      war, fiel unter den Schlägen Napoleons endgültig zusammen.
 
   Bereits am 11. August 1804 hatte sich Franz II., der letzte Kaiser des
      Reiches, zum Kaiser von Österreich ausrufen lassen. Im Jahre 1806
      schlössen sich sechzehn Stände des Reiches zum so genannten „Rheinbund"
      zusammen, erklärten ihren Austritt aus dem Reichsverband und stellten
      sich unter das Protektorat Napoleons. Das war der unmittelbare Anlass
      dafür, dass Kaiser Franz II. am 6. August 1806 die Krone niederlegte und
      das Reich für aufgelöst erklärte. Wenn diese Auflösungserklärung
      formaljuristisch auch nicht richtig war, so hatte das Reich, dessen Teil
      Hahausen seit 919, dem Jahre der Reichsgründung war, dennoch praktisch
      aufgehört, zu existieren.
 
   1) Rassel und Bege:
      Geographisch-statistische Beschreibung der Fürstentümer Wolfenbüttel
      und Blankenburg, Braunschweig 1802, Band L, S. 215
 
  2) Braunschweigische Anzeigen, 1805
 
   Chronik, Seite 82
 
  Am 14. Oktober 1806 hatte Herzog Karl Wilhelm
      Ferdinand von Braunschweig bei Jena und Auerstädt die Schlacht gegen
      Napoleon verloren. Am 20. des Monats übernachtete er noch einmal in
      seinem Schloss in Braunschweig, ein dem Tode geweihter, blinder Mann. Ein
      paar Wochen später, am 10. November, ist er in Ottensen gestorben.
      Bereits am 26. Oktober waren die Franzosen in Braunschweig eingerückt.
      „Das Haus Braunschweig hat aufgehört zu regieren." Damit vertrieb
      Napoleon das Fürstenhaus aus seinem Lande, während er am 30. Oktober
      1806 die Besitznahme desselben verkündete. Sofort wurde eine
      provisorische Verwaltung eingerichtet, Napoleon waren die Einkünfte aus
      den eroberten Ländern jedoch stets wichtiger als die Verwaltung. !1/2
      Millionen Taler Kriegskontributionen sollten sofort gezahlt werden. Am 26.
      August 1807 befahl Napoleon die Bildung des Königreiches Westfalen und
      setzte seinen jüngsten Bruder Jerome zum König ein. Diesem Königreich
      wurde auch das Herzogtum Braunschweig zugeschlagen.
 
  Einschneidende Veränderungen wurden durchgeführt. Franzosen regierten
      fortan. Französische Soldaten hielten jede Regung der Empörung nieder.
      Französisch war die Sprache des westfälischen Amtsblattes, des „Moniteur".
      Es war eine Überfremdung, die nicht mehr überboten werden konnte. Eine
      neue Gebietseinteilung erfolgte. Der größte Teil des Herzogtums
      Braunschweig bildete jetzt das Okerdepartement mit einem Präfekten an der
      Spitze. In Lutter befand sich der Sitz eines „Maire", dem Leiter
      eines Kantons gleichen Namens, zu dem auch Hahausen gehörte. Laut
      Anordnung der westfälischen Regierung wurden im Jahre 1808
      Zivilstandsregister, die Vorläufer unserer heutigen Standesamtsregister,
      eingerichtet, die von den Geistlichen neben den eigentlichen
      Kirchenbüchern zu führen waren. In das älteste dieser Register im
      Kirchspiele Lutter hat der damalige Pastor folgendes eingetragen: „Am
      15. April 1808 erhielt ich, Johann Friedrich Warnecke, Prediger und
      Beamter des Zivilstandes im Kirchspiel Lutter, Kanton gleichen Namens, im
      Okerdepartement,die Instruktion, die Aufnahme der Urkunden und der
      Register des Zivilstandes betr., und sofort wurde mit Aufnahme derselben
      der Anfang gemacht."
 
  Der König Jerome, der in Kassel ein aufwendiges Leben führte und von
      seinen Untertanen ironisch „König Lustik" genannt wurde, da „lustig"
      eines der wenigen deutschen Wörter war, die er beherrschte, dafür aber
      umso eifriger gebrauchte, benötigte viel Geld.
 
  Doch die finanziellen Belastungen, die durch die Fremdherrschaft
      entstanden, waren noch nicht das schlimmste Übel. Viele Bewohner unserer
      engeren Heimat, auch solche aus Hahausen, wurden zum Militärdienst in den
      französisch-westfälischen Regimentern gepresst und es wirkt bedrückend,
      wenn man erfährt, dass in den napoleonischen Kriegen, besonders im Russlandfeldzug,
      mehr braunschweigische Landeskinder den Tod fanden als im Kriege 1870/71.
      Die Einwohner, die nicht zum Militärdienst eingezogen wurden, hatten
      Hand- und Spanndienste für die französischen Truppen zu leisten. Noch
      heute sind mündliche überlieferungen aus der damaligen schweren Zeit
      erhalten, z. B. wie Hahäuser Bauern Gespanne zum Weitertransport
      französischer Truppen nach Ringelheim und Salzgitter stellen mussten.
      Doch wusste man sich auch damals
 
  Chronik, Seite 83
 
  schon zu helfen, wie die nicht uninteressante
      Überlieferung berichtet. So versteckten verschiedene Bauern ihre Pferde
      in Strohdiemen auf dem Felde, was sicher auch eine gewisse Kunstfertigkeit
      erforderte. Doch soll es niemals vorgekommen sein, dass die Degenspitze
      eines suchenden Franzosen in Pferdefleisch stieß. Willkür und Raublust
      tobten sich im Lande aus. Auf Einquartierungen folgten Kontributionen.
      Ging nicht alles pünktlich ein, so kamen neue Forderungen. Wer Widerstand
      leistete, ging „ab nach Kassel", eine Redensart, die sich bis auf
      den heutigen Tag in unserer Gegend erhalten hat. In einst wohlhabende
      Häuser zog der Hunger ein und angesehene Bürger mussten um Brot für
      ihre Kinder betteln gehen. So musste selbst Jerome aus Braunschweig an
      seinen Bruder Napoleon schreiben: „Ich bin genötigt, auf die
      Beitreibung von Kontributionen zu verzichten, denn die Einwohner verlassen
      ihre Wohnungen und töten sich selbst". Es fanden sich - leider -
      auch Verräter, die sich zur Unterdrückung und Bespitzelung der eigenen
      Landsleute kaufen ließen. Allein sie blieben gering an Zahl und wurden
      allgemein verachtet. Während der Fremdherrschaft nahm die Unsicherheit im
      Lande ständig zu. Räuberbanden beherrschten unsere Gegend. So überfiel
      im Jahre 1807 eine Räuberbande das Schäferhaus des nahe gelegenen
      Ödishausen, plünderte die Bewohner aus und bedrohte ihr Leben. Der
      zeitgenössische Bericht sagt, dass der Anführer eine gebogene Nase
      hatte. Die Räuber sprachen eine unverständliche Sprache 1).
 
  Während der westfälischen Zeit bildete das Forstrevier Hahausen einen
      Teil der gleichnamigen Oberförsterei mit dem Oberförster Barttlingck an
      der Spitze, Sous- Inspektion Goslar mit dem Sous- Inspekteur Theuerkauf in
      Harzburg. Der Aufstandsversuch Dörnbergs, die Gewaltritte Schills und des
      „schwarzen Herzogs" Friedrich Wilhelm von Braunschweig brachten
      zwar noch keine allgemeine Erhebung gegen die französische Herrschaft,
      als aber Napoleons große Armee 1812 in Russland vernichtet wurde, als von
      23000 Mann westfälischer Truppen nur 280 Offiziere und 200 Mann
      zurückkehrten, als in der Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis 19.
      Oktober 1813 der Korse besiegt wurde, da war das Ende der französischen
      Herrschaft im Königreich Westfalen und damit auch in Hahausen gekommen.
      Bei der Verfolgung der zurückweichenden französischen Armee kamen auch
      Kosaken bis in unsere Gegend, die sich aber dem Vernehmen nach sehr
      diszipliniert benahmen.
 
  Auch Hahäuser waren an der Befreiung des Vaterlandes beteiligt, so nahm
      der Hahäuser Einwohner Kappey an den die Befreiung vom französischen
      Joch einleitenden Zügen des „schwarzen Herzogs" teil.
 
  Der Krieg brachte auch Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen mit
      sich, ähnlich, wie wir sie auch nach dem 2. Weltkrieg kennen lernten. So
      konnte man im Jahre 1819 in den „Braunschweigischen Anzeigen"
      lesen, dass Johanne Marie Hedwig, geb. Lerche zu Hahausen, deren Mann, der
      Holzarbeiter Johann Heinrich Zacharias Brandes, 1811 mit den
      westfälischen Truppen nach Russland marschiert war, im Jahre 1816 eine
      Scheidungsklage angestrengt hatte.
 
  1) Braunschweigische Anzeigen, 1807
      84
 
  Chronik, Seite
      84
 
  Der Ehemann hatte sich nie wieder gemeldet, war
      also verschollen. Es hieß darum auch: "Wenn er sich jetzt nicht
      meldet, wird die Scheidung ausgesprochen und der Klägerin gestattet, sich
      anderweitig zu verheiraten."
 
  Die Restauration brachte die Wiederherstellung des Herzogtums Braunschweig
      und 1815 die Gründung des Deutschen Bundes, dem alle deutschen Staaten
      einschließlich Österreichs angehörten. Manch alter Zopf, der während
      der französischen Herrschaft abgeschafft war, wurde wieder eingeführt.
      Am 26. März 1816 wurde dem Halbköter Christian Mumme in Hahausen „auf
      sein Gesuch um fernere Betreibung der dortigen Krugwirtschaft" ein
      ablehnender Bescheid erteilt, jedoch am 13. Januar 1821 „dem Krüger in
      Hahausen Johann Conrad Böltau" vom Amt Lutter die Kruggerechtigkeit
      auf 20 Jahre verliehen, während am 4. August 1832 dem ehemaligen
      Gardehusaren Ferdinand Vibrans die Genehmigung zur Errichtung eines
      zweiten Kruges in Hahausen erteilt wurde, der am 11. August 1832 auch die
      Genehmigung zum Handel mit Materialwaren folgte. Dem Gastwirt Rube auf dem
      Neuen Kruge verpachtete die Herzogliche Kammer die Krug-Gerechtsame am 11.
      Januar 1834 auf die nächsten 12 Jahre".
 
  Auch in politischer Hinsicht tat sich manches. 1830 wurde in Braunschweig
      Herzog Karl, II., wegen seiner Verschwendungssucht „der
      Diamantenherzog" genannt, gestürzt. Ihm folgte sein jüngerer Bruder
      Wilhelm, der dann 53 Jahre lang, bis 1884, klug und zurückhaltend
      regierte.
 
  Ein frischer Wind wehte im Lande Braunschweig und alte Zöpfe, die noch
      aus dem Mittelalter herrührten, wurden abgeschnitten. Zwar hatte bereits
      1820 das Land eine gemäßigte liberale Verfassung erhalten, die auch dem
      Bürger- und Bauerntum eine Beteiligung an der Verwaltung zugestand, doch
      brachte erst 1832 ein Staatsgrundgesetz unter dem neuen Herzog Wilhelm dem
      Landmann die lang ersehnte rechtliche Gleichstellung mit den übrigen
      Bewohnern des Landes. Von größter Bedeutung war für die bäuerliche
      Bevölkerung Hahausens die Ablöseordnung vom Jahre 1834, die alle auf den
      Höfen lastenden Dienste und Abgaben für ablösbar erklärte. Jeder
      bäuerliche Besitz sollte nach Zahlung einer gewissen Summe frei vom
      gutsherrlichen Verbände sein. Die Freude über die fortschrittlichen
      Reformen war begreiflich, doch konnte die Ablösung nur schrittweise
      erfolgen, weil den Bauern das notwendige Kapital fehlte. Die Unteilbarkeit
      des bäuerlichen Besitzes wurde durch die Ablösungsordnung von 1834
      jedoch nicht aufgehoben.
 
  Am 24. Oktober 1835 wurde in der Vibransschen Gastwirtschaft zu Hahausen
      betreffs der Ablösung der Hand- und Spanndienste verhandelt. 2).
      Im gleichen Jahre noch wurde der Zehnte abgelöst.
 
  Die Dienste waren seit dem Jahre 1710 in Dienstgeld umgewandelt und wurden
      1836 gegen eine Summe von „viertausend vierhundert und neun und sechzig
      Thalern zwei Gutegroschen elf Pfennige" abgelöst. Das Kapital war am
      17. Oktober 1841 fällig und musste verzinst werden.
 
  1) St. A. Wob. L Alt 14 Gr. 18, Nr.
      2030
 2) St. A. Wob. L Alt 4 Gr. 18, Nr. 2033
 
  Chronik, Seite
      85
 
  Kärrner und Vollköther zahlten an
      Ablösungssumme 158 Taler, elf Groschen und einen Pfennig, Halbköter 79
      Taler, fünf Groschen und 9 bzw. 8 Pfennige 1).
      Diese Summen wurden z. T. vom Herzoglichen Leihhaus vorgeschossen und es
      dauerte auf manchen Höfen noch Jahrzehnte, bis alle daraus resultierenden
      Verpflichtungen erfüllt waren. Gleichfalls im Jahre 1836 erfolgte die
      Ablösung der Küchentermin-Gefälle, während die Ablösung des
      Herrendienstes, welcher der Domäne Lutter von dem Vollkothof Nr. 18 des
      Notars Barttlingck zustand, erst am 13. April 1840 vorgenommen wurde. Der
      „Gänsezehnten" wurde erst 1841 abgelöst. Doch hatten die
      Hahäuser Bauern, wohl hauptsächlich für Rott- oder Rodeland, „Geldgefälle"
      an das Schriftsassengut Ödishausen zu entrichten. Dieser „Erbenzins"
      war jedes Jahr zu Martini fällig. Die Hahäuser gaben an, dass sie bei
      Ablieferung des Erbenzinses von dem Berechtigten l bis 2 Taler zum
      Vertrinken erhalten hätten. Dies wurde jedoch von dem Zahlungsempfänger
      bestritten. Die Ablösung erfolgte am 13. April 1842 und betrug zwischen
      13 und 117 Taler.
 
  Die 40er Jahre des 19. Jahrhunderts sorgten auch in Hahausen für
      Unruhe. Die sozialen Gegensätze verschärften sich. Die Revolution von
      1848, die ein freies und einheitliches Deutsches Reich hätte schaffen
      können, scheiterte an der Erbuntugend der Deutschen, der Uneinigkeit, dem
      Egoismus der Fürsten und überhöhten Forderungen radikaler Gruppen.
 
  Am 2. Juni 1848 hatte der Ortsvorsteher Kappey in der „Böltauschen
      Gastwirtschaft" einen Termin, den der Notar Bartlingck wegen
      Auflassung von Wegen gegen die Gemeinde angestrengt hatte, wahrzunehmen.
 
  Im Jahre 1849 wurde das Forsthaus „bei dem Neuen Kruge" erbaut 2),
      das 1853 der Gemeinde Hahausen angeschlossen wurde. Um die Mitte des 19.
      Jahrhunderts gab es in Hahausen neben Waldarbeitern und Köhlern viele
      holzverarbeitende Handwerker wie Böttcher, Muldenhauer, Löffelschnitzer
      und Drechsler. Die Zahl der Handwerksarten stieg von 1750 bis 1860 von 3
      auf 10 und die Zahl der Betriebe von 4 auf 30 3).
      Dies ist vor allem auf die im Jahre
 
  1856 erfolgte Eröffnung der braunschweigischen Südbahn mit dem
      Bahnhof Neuekrug zurückzuführen.
 
  1857 erfolgte die „Holzregulierung" und von 1848 bis 1870 „die
      Anlegung eines Communications Weges von Hahausen nach Klein Rhüden"
      4), während von
      1837 bis 1888 zahlreiche Neubauten im Orte durchgeführt wurden, so 1837
      der Neubau des Zimmergesellen Karl Böse, 1850 der Neubau von Karl Homann
      und von 1850 bis 1856 von Wilhelm und Karl Kalbreyer. Doch anscheinend
      waren die Nachbarn mit den Bauvorhaben nicht immer einverstanden, wie die
      „Protestation verschiedener Grundbesitzer von Hahausen gegen den
      beabsichtigten isolierten Anbau des Löffelschnitzers Heinrich
      Immenroth"5' im Jahre 1858 beweist.
 
  1) St. A. Wob. Neu Gr. 12,
      Nr. 981
 2) St. A. Wob. 4 Ldsch. 180 Bd. 2
 3) Rippel: Kulturlandschaft, S. 1914) St. A. Wob. 129 Neu 51 Nr. 88
 5) St. A. Wob. 129 Neu 12, Nr. 380
 
  Chronik, Seite
      86
 
  Die deutsch-dänischen Kriege von 1848 bis 1850
      und 1864 berührten Hahausen kaum. Etwas mehr wurde unser Dorf von dem
      innerdeutschen Kriege im Jahre 1866 in Mitleidenschaft gezogen, der mit
      der Annektion des benachbarten Königreichs Hannover durch Preußen und
      dem Herausdrängen Österreichs aus dem Deutschen Bund endete.
 
  Wenn in diesem Kriege auch keine Menschenleben in Hahausen zu beklagen
      waren, so lasteten dennoch die zu zahlenden Kriegskontributionen schwer
      auf unseren Vorfahren. Diese waren nicht imstande, die enormen Kosten
      aufzubringen. Da jedoch alle Hahäuser Bauern an der Hummecke 2 Morgen
      Land in Erbpacht hatten, zahlte Rübe vom Neuen Kruge die Kriegskosten und
      nahm dafür das Land hin". Im Jahre 1866 trat das Herzogtum
      Braunschweig dem Norddeutschen Bund bei.
 
  1863 wird der Vorstehergehilfe Pümpel erwähnt, im gleichen Jahre sowie
      1866 und 1867 als Gemeindevorsteher.
 
  1864 fand die „Konzessionierung des Krügers August Ernst zu Hahausen
      zur Betreibung einer Restauration in Neuekrug" 2)
      statt und 1856 kaufte die Gemeinde den Kärrnerhof Nr. 30 ,Am
      Platze" für 14600 Taler vom damaligen Besitzer Vibrans und baute das
      Wohn- und Stallgebäude zum Schulhaus um. Während wir aus der
      Dorfbeschreibung von 1756 ersehen können, dass es zu der Zeit im Ort noch
      kein Gemeindebackhaus gab, so hat man doch später ein solches geschaffen.
      Doch anscheinend ist die Gemeinde mit ihrem Backhaus nicht glücklich
      geworden, denn 1866 beantragte sie beim Staatsministerium in Braunschweig
      die Genehmigung zum Verkauf desselben. Der Vertrag, der am 9. Dezember
      1866 „zwischen dem Gemeindevorsteher Pümpel und dem Gemeindebäcker
      Kuß daselbst" abgeschlossen wurde 3),
      erhielt dann auch am 15. Januar 1867 die Bestätigung seitens des
      Ministeriums. Das Backhaus (Nr. 51) wurde für 1605 Taler verkauft. Es
      handelt sich hierbei um die ehemalige Bäckerei Weißensee, davor
      Fürchtenicht, jetzt im Besitz von Einem. Von dem Erlös wurden 1000 Taler
      „zur Bezahlung der Kaufgelder für die Schule", 500 Taler zur
      Ablösung einer Hypothek und 100 Taler „zur Abtragung eines älteren
      Vorstandscapitals, welches die früheren Backhauspächter geleistet
      haben", benutzt.
 
  In den Jahren 1866/67, wie auch schon früher, musste sich die Gemeinde
      wieder mit dem Notar und Gutpächter Barttlingck herumärgern, der beim
      Amt Lutter eine Beschwerde über die schlechte Beschaffenheit des durch
      den Pfingstanger nach dem Brandhai führenden Feldweges vorgebracht hatte4).
      Die Jahre 1870/71 brachten den deutsch-französischen Krieg, der mit der
      Gründung des zweiten deutschen Reiches und der Kaiserproklamation in
      Versailles endete. Nach dem errungenen Sieg wurde in Hahausen drei Tage
      lang gefeiert und getanzt. Dies Fest konnte umso ausgelassener begangen
      werden, als keine Blutopfer aus unserem Dorf zu beklagen waren.
 
  1) Mündliche Mitteilung von Bauer
      Hermann Märten am 1. 7.1953
 2) St. A. Wob. 129 Neu 30, Nr. 104
 3) St. A. Wob. 129 Neu 20, Nr. 52
 4) St. A. Wob. 129 Neu 51, Nr. 132
 
  Chronik, Seite
      87
 
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