DIE CHRONIK
von
HAHAUSEN

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Hahausen vor, während und nach dem Dreißigjährigen Kriege

Die etwas umständliche Überschrift dieses Kapitels soll deutlich machen, welch´ überragende Bedeutung der Dreißigjährige Krieg für unser Dorf hatte. das gesamte 17. Jahrhundert war von den Ereignissen, die zu diesem Kriege führten, von den dreißig schrecklichen Jahren von 1618 bis 1648, in denen dieser Krieg tobte und den ärmlichen Jahrzehnten danach, in denen unser Land auch nicht zur Ruhe kam, bestimmt. Hahausen hat besonders hart unter dem Wüten der kriegerischen Scharen aus fast allen europäischen Nationen gelitten.

Am 06. Mai 1605 war bereits ein Herzoglicher Erlass für die Sammlung einer Kontribution zur Aufstellung und Unterhaltung eines Heeres von 16.000 Mann ergangen. Der Teil des Herzogtums westlich des Harzes stellte das so genannte "grüne Regiment" unter Oberstleutnant Hans Statius, das sich am 14. Oktober 1605 in und um Seesen versammelte.

Zwei Tage später versuchte Herzog Heinrich Julius, seine widerspenstige Stadt Braunschweig im Sturm zu nehmen. Der Versuch scheiterte jedoch.

Das grüne Regiment war als allerletztes vor Braunschweig angelangt, erst am 17. Oktober, wurde aber bei der anschließenden Belagerung der Stadt eingesetzt, die bis zum 30. Januar 1606 dauerte und mit einem Waffenstillstand endete. Das grüne Regiment durfte abziehen, wurde aber vom 06. April bis zum 27. Mai 1606 noch einmal zur Verteidigung und zum Schanzenbau vor Wolfenbüttel eingesetzt (1).

Am 04. März 1607 tagte der Landtag, die Vertretung der Stände, zum ersten mal in Seesen. Der dort beschlossene Landtagsabschied legte ein Drittel der so genannten "Hufenschatzung", die seit 1524 von den Gutsherren allein getragen worden war, auf die Bauern um. Die Steuern wurden erhöht, da 100.000 Reichstaler aufzubringen waren. Die Kotsassen (nur diese gab es in Hahausen) mussten dazu jeweils 12 Groschen aufbringen. Laut erklang der allgemeine Wunsch nach Frieden. So forderten die "Unternehmen", die fremden Offiziere aus den Dörfern zu schaffen.

Ende Mai 1609 wurde in Seesen die weitere Aufrüstung beschlossen. Jeder Landdrost und Oberamtmann musste Verzeichnisse aller Untertanen gen Hofe schikken. In Notfällen sollte der 10., 5, oder 3. Mann angefordert werden.

Im Jahre 1609 war die Pest in Niedersachsen ausgebrochen, sie forderte allein in Hildesheim 2300 Opfer, am 25. Oktober 1611 klagte der Rat zu Seesen "dass die Pest allhier zu grassieren angefangen". Um 1612 war das Land Braunschweig, wo man sonst sicher blankes Geld über alle Straßen tragen konnte, eine rechte Mord- und Räubergrube. Weitere Angriffe der herzoglichen Truppen auf die Stadt Braunschweig waren 1615 und 1616 wiederum ergebnislos verlaufen. Die Schulden, die Herzog He
inrich Julius hinterlassen hatte, stiegen ins Unermessliche, als der Fürst im Jahre 1616 den charakterlosen Anton von Streithorst zum Statthalter bestellte, der mit vier Gesinnungsgenossen, die er zu Landdrosten ernannte, eine Beispiellose Misswirtschaft führte.

(1) Roth, Otto: Die Entwicklung Seesens von den Anfängen bis zum Dreißigjährigen Kriege. In:"1000 Jahre Seesen" Seesen 1974, S. 83, Anmerkung 125

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Er ließ die vollwertigsten Silbergroschen einziehen und in 32 Münzstätten, darunter in Seesen, minderwertiges Geld prägen oder die Münzen beschneiden (1). Diese "Kipper- und Wipperzeit" war die erste große Inflation Deutschlands mit all´ ihren schädigenden Folgen.

Im Jahre 1618 brach nach dem Prager Fenstersturz der Dreißigjährige Krieg aus. Die Unsicherheit im Lande wurde groß und immer größer. Unser Dorf wurde bereits in den ersten Jahren des Krieges von militärischen Ereignissen berührt. Einquartierungen erfolgten im Jahre 1623, als Christian von Halberstadt sein Winterquartier in Seesen und Umgebung bezog. Auch nahm das Räuberunwesen im Lande ständig zu. So kam am 06. Mai 1624 ein Kaufmann aus Hildesheim zum Guts- und Gerichtsherrn von Kirchberg und klagte:" Ich bin auf der Braunen Heide zwischen Mahlum und Hahausen von vier Strolchen (drei Reiter und ein Jugendlicher, der zu Fuß war) überfallen worden. Sie haben meine Taschen durchsucht und Leinwand, Strümpfe und Handschuhe gestohlen. Dann haben sie meine lange Büchse entwendet, mich jämmerlich geschlagen und mich vertrieben".

Die Gauner konnten, nachdem sie auch einen Bauern aus Seesen ein Pferd gestohlen hatten, im Kirchberger Kruge festgenommen werden (2).

Im Jahre 1625 führte Graf Wolf von Mansfeld, kaiserlicher General, 3000 Mann Infanterie über Göttingen nach Lüneburg. Dabei wurde auch unsere Gegend ausgeplündert. Vom Spätsommer des Jahres 1625 an waren der Ambergau und das Harzvorland allem möglichen Drangsalierungen von durchziehenden oder einquartierten Truppen ausgesetzt.

Das, was unsere Vorfahren damals schon, vor der Schlacht bei Lutter am Barenberge, die ja überwiegend auf der Hahäuser Feldmark geschlagen wurde, auszuhalten hatten, lässt sich heute kaum noch beschreiben.

Wohl am deutlichsten dargestellt werden kann die damalige Situation durch die Wiedergabe der Klagschrift des Herzogs Friedrich Ulrich, welche dieser am  05. September 1625 an den Kaiser richtete. Er sagt in derselben: Das Kriegsvolk des Generals Tilly hat "meine armen Unterthanen (die ohne das die vorherigen Jahre her ganz erschöpft) feindseligerweise urplötzlich ungewarneter Sachen und wie ein Wetter überfallen, die armen wehrlosen Leute überrascht, in ihren Häusern, auf den Wegen in Holz und Felde, mit Weib und Kindern erbärmlich niedergehauen, zermetschet, darunter der Sechswöchnerinnen, Kindbetterinnen und kleinen Kindern nicht verschonet, deren etliche den Müttern an den Brüsten getötet, den Priestern, die sich vor ihnen nicht verstecken können, unsäglichen Schimpf und Marter angethan, teils tot geschlagen, darunter auch armer alter lahmer Krüppel in den Spitälern nicht verschonet, sondern dieselben greulicher Weise gemartert und getötet, auch einem Weibsbilde (welches und alles andere mit lebendigen Zeugnissen zu beweisen) die Zungen aus dem Halse gerissen, anderen die Zunge im Munde gespaltet, anderen härene Stricke um die Köpfe gewunden, überstark zugewiegelt und durch solche Marter, wo sie Geld vergraben hätten, befraget; Ämter, Klöster, Städte, adelige Häuser, Flecken und

(1) Roth, Otto, a. a. O., S. 85, Anmerkung 127
(2) Freitag, Friedrich: Geschichtsbilder aus dem Ambergau, Bockenem 1961, S. 100/101


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Dörfer ganz ausgeplündert,, Kisten, Kasten, Schäppe und alles aufgehauen, alle Pforten, Fenster, Stühle und anderer Hausrat zernichtigt, aus- und entzwei geschmissen, was an Fleisch, Butter, Käse, Eiern und anderen Victualien vorhanden gewesen, wenn sie sich damit gefüllet gehabt, in Kot getreten; den Fässern mit Wein, Most, Bier, Broihan und anderem Getränke den Boden ausgeschlagen und auf die Erde laufen lassen; die Kirchen, Kapellen und Armenkasten aufgebrochen, den Kirchenornat an Kelch, Patenen, Monstrantien, Messgewand, heiligem Zierrat neben allem anderen, so darin befunden, herausgeraubt, die Altar- und Taufsteine profaniert, mit ihrem Unflat verunreinigt, die Messbücher zerrissen, in die heilige Bibel und andere Bücher salva venia gehofieret; die Flügel der Altäre, Orgeln und Kirchenstände entzwei gehauen, die Gräber eröffnet und durchsuchet, das Kupfer und Blei von Kirchtürmen abgedecket und weggenommen, etliche schöne Bibliotheken verbrannt; ehrbare Frauen und Jungfrauen genotzüchtigt, auch auf offener Gassen dessen sich nicht gescheut noch geschämet, ja auch mit etlichen auf den toten Körpern ihre Schande getrieben, auch also, dass etliche darunter des Todes worden; ganze Flecken und Dörfer ausgebrannt und in die Aschen gelegt; die Leute im Felde bei ihren Arbeitern niedergehauen; dass kein Korn einbringen, sondern alles im Felde (woraus unmenschliche Hungersnot zu besorgen) stehen lassen müssen; die armen Leute in den Gehölzen, dahin sie sich zur Rettung ihres und ihrer Weib und kleinen Kind bloß überhaltenen Lebens retirieret, gleich den wilden Tieren verfolget und niedergemetschet, womit dann bishero täglich (unangesehen der Herr General vorgibt, dass es wieder seinen Willen geschehe) dermass continuieret, dass der größere Teil meines Landes über 12 Meile Weges in der Länge und zu 6 und 7 in der Breite ganz und dermaßen ruiniert, dass seit Menschenlebzeiten sichs nicht wieder erholen können. Dessen ungeachtet und obwohl die Früchte aufgezehret sind, der Acker ungepflügt liegt, und das Volk dem Hungertode entgegensieht, hat Tilly noch etliche Tausend Fuder Korn und 300000 Thaler verlangt. Man hat in unserem Lande ärger gehaust, denn in Böhmen oder in der Pfalz. Wir können nicht glauben, dass der Kaiser als ein gütiger und frommer Herr an diesem Wesen Gefallen findet oder gar dasselbe anbefohlen hat, besonders da das kaiserliche Schreiben nur eines bloßen Durchzuges gegen uns gedenkt". (1)

Zu all diesem Ungemach kam doch die eigenartige Witterung und die durch diese verursachte Missernte des Jahres 1625 hinzu. Das Jahr begann mit heftigen Stürmen. Dann traf eine solche Wärme ein, dass Sommer und Winter vertauscht zu sein schienen. Im Januar blühten die Blumen. Gegen Ende Februar wurde es wieder sehr kalt und um Pfingsten herum fiel Schnee, der dem blühenden Korn verderblich wurde. Im Juni war es kälter als im Januar und fortan blieb es den ganzen Sommer über windig. Der dadurch einsetzenden Hungersnot folgte die Pest. Die militärischen und wirtschaftlichen Drangsale wurden außerdem noch durch die Kriegssteuern vermehrt.

Das Jahr 1625 und der Anfang des Jahres 1626 waren für Hahausen besonders verheerend, denn schon damals wurde das Dorf zum Teil niedergebrannt.

(1) Günther, Friedrich: Der Ambergau, Hannover 1887, S. 110/111

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Die Bewohner flohen u. a. nach Rhüden, so "Margaretha Christoff Thofahls von Hahausen Frau so verbrannd im Kriege anhero geflohen und gestorben". Sie wurde am 22. Januar 1626 in Rhüden begraben. Auch Ann Wollersen, Lorentz Jordens und dessen Sohn Albrecht waren "des Krieges wegen" nach Rhüden geflohen, wo sie im März 1626 verstarben, desgleichen Engel Lengemann, der "anhero in Kriegswesen geflohen". Andreas Sauerlandt, "Sauhirte aus Hahausen", starb 1626 in Rhüden vermutlich an Pest. Dann kam 1626 die Schlacht bei Lutter am Barenberge, die im folgenden Kapitel eingehend behandelt wird. Von allen Ortschaften der Umgebung wurde Hahausen am schwersten betroffen. So heißt es in einem Bericht aus dem Jahre 1629: "Das Dorf ist zu Anfang des Krieges in Brand gesteckt und in Asche gelegt, die Leute seien teils nachher verstorben; die noch am Leben, halten sich zu anderen Leuten seien teils nachher verstorben; die noch am Leben, halten sich zu anderen Ämtern, da sie um das Brot gehen müssen, weil dieses Orts nichts mehr vorhanden, damit sie das Leben hinhalten. Häuslinge, deren wohl 10, so eigene Häuser hatten, seien verstorben und verflogen, dass man nicht weiß, wer immer davon geblieben ist, ausgenommen 3, die niedergeschossen worden". (1)

Neben den Drangsalen durch Menschen und durch die Natur wurden unsere Vorfahren noch von Tieren geplagt. Die Wolfsplage nahm während des Krieges überhand. Auch Bären gab es noch. So unternahm Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg am 17. Oktober 1637 - also mitten im Kriege - von Lutter aus eine Bärenjagd, wobei er drei Bären und ein Wildschwein erlegte.

Hahausen kam nicht zur Ruhe. 1632 bis 1634 erfolgten Plünderungen durch die Kürassiere Pappenheims, 1638 erschienen braunschweigische und 1641 wiederum kaiserliche Kriegsscharen in unserer Gegend.

Der Rat der Stadt Seesen berichtete unter dem 21. September 1633 an den Herzog: "Die Bürgerschaft sei durch übermäßige Kontribution und Exactionen ermattet, daher sei ihre Bitte um Gotteswillen, der Herzog wolle dies beherzigen. Das arme Städtlein sei in funditus ruiniert, die Dörfer seien ausgepaucht, die Pferde und Kühe weggenommen; die Leute hätten keine Schuhe an den Füßen; die Weibsbilder hätten ihre Ehre nicht erhalten". Und der Amtmann zu Seesen berichtet: "Befinde, dass in allen Dörfern, Gott erbarme es! die Meierhöfe, Halbspänner- und Kothsassenhöfe still stehen, die übrigen können die Kontribution nicht aufbringen". (2)

1634 starb Herzog Friedrich Ulrich und August der Jüngere führte von 1635 bis 1666 die Regierung. Zwar schlossen die welfischen Fürsten 1642 Frieden mit dem Kaiser, doch war an eine Überwindung der Not vor Beendigung des Krieges kaum zu denken. Hunger und Elend trieben manche zu Raub und Mord. Besonders gefürchtet war ein Räuber und kaiserlicher Parteigänger namens Lewin Sanner (Sander), von der Bevölkerung "Nimmernüchtern" genannt. Nachdem er mit seiner Bande lange Zeit sein Unwesen getrieben hatte, gelang es einer Schar Bauern und braunschweigischer Soldaten im Jahre 1641, ihn in de´m später nach Sander genannten Hohlweg "Nimmernüchtern" im Nauerberg zu fangen. Er wurde in Hildesheim hingerichtet.

(1) Rauls: Von Landsknechten und Marodeuren, In: Beobachter, Seesen, 1968
(2) Günther, Friedrich, a. a. O., S. 123


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Auch die Harzschützen machten von sich reden. Diese aus Bewohnern der Harz- und Harzrandorte rekrutierte Bande plünderte, wo sie nur konnte.

Waren es bisher meist kaiserliche und ligistische, Doch auch dänische Truppen gewesen, unter denen Hahausen zu leiden hatte, so waren es seit 1642 meist schwedische.

So verlangte das Amt Lutter von der fürstlichen Regierung zum Schutz vor schwedischen Durchmärschen einer Schutzwache. Eine solche Wache, aus einem Korporal, einem Gefreiten und 12 Mann bestehend, wurde am 30. April 1644 dem Amt zugewiesen. Ob diese 14 Mann wirklich die durchziehenden Schweden von Übergriffen abhalten konnten, sei jedoch dahingestellt. Jedenfalls musste auch Hahausen für diese Schutzwache gehörig zahlen. Da aus der ausgebluteten Landbevölkerung kaum noch herauszuholen waren, wurden die Dienstleistungen erhöht. Sie stiegen im Braunschweigischen von 14 Tagen im Jahre 1478 auf 104 Tage im Jahre 1645. Außerdem hatte das Amt Lutter, also auch Hahausen, laufend Einquartierungen aufzunehmen und zu unterhalten, so besonders braunschweigische Truppen von 1642 bis 1647 (1).

Als im Jahre 1648 in Münster und Osnabrück Frieden geschlossen war und sich die Wogen des Krieges allmählich verliefen, fanden sich die versprengten Einwohner von Hahausen zum Teil wieder zusammen, aber sie waren so arm, dass sie ihre Kirche beim besten Willen nicht instand halten konnten. Infolgedessen konnte im Winter bei Schnee und Regen oft kein Gottesdienst gehalten werden.

Wer jedoch annehmen sollte, dass unsere Vorfahren jetzt zur Ruhe gekommen wären, der hätte sich erheblich geirrt. Das Dorf wurde auch jetzt noch von Räubern heimgesucht. So beschwerten sich die Einwohner von Hahausen, besonders Hanß Meyer, im Jahre 1648 über den Räuber Hanß Müller, der zusammen mit einem anderen Räuber, Hanß Jüngeling, ihnen "Viele beschwerliche Dinge" angetan hatte. Müller trieb sein Wesen im Amte Lutter bereits seit 1645.

Man versuchte jedoch, die Folgen des Krieges zu überwinden und so gut wie möglich einzurichten. Ehen wurden geschlossen und Kinder wurden geboren. Es ging langsam wieder aufwärts. Doch nicht nur eheliche, sondern auch uneheliche Kinder erblickten das Licht der Welt. Nicht immer war der Kindesvater bereit, die uneheliche Mutter zu heiraten. Dann schaltete sich das Amt Lutter ein und sorgte für einen "Gütlichen Vergleich", wie er z. B. im Jahre 1660 zwischen den Angehörigen zweier alter hahäuser Familien geschlossen wurde. Im Sommer des Jahres 1652 wanderte ein Zeichner namens Conrad Buno durch die braunschweigischen Lande. Er fertigte im Auftrag des Frankfurter Verlaghauses Matthäus Merian Zeichnungen an, die zwei Jahre später, 1654, in einer kostbaren Topographie gedruckt und auch in Ein- oder Zweiblattdrucken verbreitet wurden. So zeichnete er auch ein Landschaftspanorama von überraschender Genauigkeit, das er "Lutter am Barenberge F.B.L.Ambthauß" nannte. Im Zentrum des Bildes sehen wir das "feste Haus Lutter", das fürstlich

(1) St. A. Wob. 8 Alt Lu 437

Chronik, Seite 5

braunschweigisch-lüneburgische Amtshaus, wä,hrend im Hindergrund links die Harzberge und rechts die Osterköpfe eingezeichnet sind. Außer Nauen erkennen wir, am Fuße des Langenberges, einige Häuser von "Hahaußen". Wir haben damit also die älteste Abbildung des Dorfes vorliegen. In der Merianischen "Topographia Germaniae" finden wir dazu folgenden seltsamen Text: "Oben Hahusen / nacher Seesen werts / an der rechten seiten / ligt der Bahrenberg / davon das Amt den Nahmen Lutter am Bahrenberge hat / wird auch der Langenberg genannt; An der linken seiten gegen über / Hat man den kleinen Bakenberg in diesem Amte / und allernechst dabey den großen Bakenberg im Ampt Seesen / dahero die Irrung folget / daß hiesige Ampt auch Lutter am Bakenberg / von etzlichen geschrieben und genennet wird".

1661 wurden Meierbriefe für Land am Kuhlager ausgeteilt. Am 30. September 1663 hatte Hahausen 133 (nach anderer Lesart 123) Einwohner über 5 Jahren, wie ein "Verzeichnis der Hahüschen So über 5 jahren sein" aussagt.

Von 1666 bis weit in das folgende Jahrhundert hinein hatte das Amt Lutter immer wieder Einquartierungen. Es mussten "Haber", "Broyhan", "Brandtwein" usw. geliefert werden. In Hahausen lagen "Reuter" und Knechte hauptsächlich auf dem Illers´schen Hofe. 1669/71 gab es einen (Seesener) Bürger und Gastwirt Franz Ahrens in Hahausen. 1682 waren Heinrich Schott und Joachims Kolthamer Bauermeister.

Aus den Jahren 1663 bis 1688 sind wiederholt so genannte "Vieh Beschreibungen der Unterthanen des Ambtes Lutter am Barenberg" (1) erhalten, die zu Steuerzwecken erstellt wurden, uns heute aber genaue Auskunft über den Viehbestand der damaligen Hahäuser Einwohner geben. Die Zahl der Pferde schwankte in den Jahren nach 1663 zwischen 5, die Henni (Henning) Illers besaß und 1 von Andresas Rüthy, die meisten Kühe hatten Steffen Meyer und der "Hagen-Reuter" Barttlingck, nämlich 6, zu denen bei Barttlingck noch 3 Rinder kamen. Barttlingck und einige Bauern hielten auch ein paar Ziegen. Die Zahl der Schweine schwankte zwischen 9 (Barttlingck) und 1. Insgesamt hielten die Hahäuser um 1664 (?) 67 Pferde, 1 Fohlen, 87 Kühe, 37 Rinder, 8 Ziegen und 78 Schweine, immerhin bereits wieder eine stattliche Anzahl. Dafür mußten 62 Taler und 23 Groschen an Abgaben entrichtet werden.

1671 wurden alle Groß- und Kleinkotsaßen aus den umliegenden Ätern "nebst einem Bauermeister, welcher diese Leute liefere und zur Arbeit antreibe" nach Braunschweig geholt, um vor dem Wenden- und Fallersleber Tore Schanzen und Werke zu demolieren. Sie mussten Spaten, Schaufeln und Barten mitbringen, In diesem Jahre 1671 entstanden den Hahäusern wiederum erkleckliche Unkosten an Einquartierungen. Im Jahre 1675 wurde eine "Harzkompanie" zum Schutze der Bergwerke und Bergstädte aufgestellt, wie dies von hannoverscher Seite bereits 1673 geschehen war. An der Spitze der Kompanie stand Hauptmann Gerd Heise aus Gandersheim, die Mannschaften wurden aus den "wohl beschossenen" Leuten der unterm Harz liegenden Dörfer genommen. Die Kompanie hatte viele Deserteure.

Um 1680 erfolgte die Rodung weiter Teile der Hahäuser Feldmark.


(1) ST. A. Wob. 8 Alt Lu 144

Chronik, Seite 56

Nachdem 1676/78 der F&oumlrsterhof erbaut worden war, wurde Schritte zur Bekämpfung der Wolfsplage, unter der Hahausen besonders litt, unternommen. Darüber berichtet eine Akte aus den Jahren 1677 bis 1689 (1). So wurde 1685 ein "Wolfsgarten vor dem Dorfe Hahausen" angelegt, zu dessen Errichtung und Unterhaltung die Hahäuser beisteuern mussten. Wir haben diesen Wolfsgarten in der Nähe des Bulwergalgens zu suchen. Wolfsgärten waren eingezäunte Waldstücke, die mit Durchgängen versehen waren. In diesen Waldstücken hängte man Kadaver von verendeten Vieh auf, um die Wölfe abzulocken. Von versteckten Ansitzen aus wurde diese dann abgeschossen oder auch eingefangen.

1682 gab es in Hahausen neben einem "Höker" Christopfh Henni Heßen, der auch Krüger war, zwei Schneider, nämlich Casebaum und Jost Sander. "Heinrich Schoff (oder Schott) zu Haahusen, ein Vollköther" war auch Schlachter. Von Heinrich Rühmann, einem Vollköther und Rademacher, hei&szligt es: "hat keine Gilde, gibt dem Handwerk nichts". Von Wilhelm Sandvoß, einem "Häusling", wird berichtet: "ist ein Grobschmied, hält die Gilde mit den Meister zu Seesen. Zur Contribution gibt er nichts vom Handwerk". "Christoph Schladebusch, ein Vollköther in Hahausen und Grobschmied, hält zu Seesen, gibt dem Handwerk auch nichts". Böttcher waren in Hahausen noch nicht vorhanden, doch heißt es: "Heinrich Tohfall, ein Häusling zu Hahausen ist Leineweber". Auch Marcus Tohfall übte diesen Beruf aus. (2)

Am 18. Februar 1865 war eine Kompanie Soldaten in Hahausen einquartiert. An Kosten entstanden den Einwohnern insgesamt 14 Reichstaler und 23 Mariengroschen. Im März 1689 erfolgte der Durchmarsch des Bataillons des Oberstleutnants von Brachleben und der Artillerie auf dem "Marsch nach dem rein". Bei Wilhelm Sandvoß war der Feldscher einquartiert, bei Andreas Meyer der "Captain armes", zum Vorspann mussten 24 Pferde gestellt werden. Im Mai 1689 lag das Leibregiment zu Ross, das sich, wie die schon vorher durchmarschierende Infanterie, auf dem Weg in den Krieg gegen Frankreich befand, im Amt Lutter. In Hahausen lag die Kompanie des Obersleutnants von Bestenböstel (3). Die langwierigen Kämpfe gegen die Türken und gegen Ludwig XIV., den König von Frankreich, dessen Truppen 1681 Straßburg erobert hatten und nun in die deutsche Rheinpfalz eingefallen waren, verlangten auch vom Land Braunschweig und dessen Söhnen Opfer. Es wurden sowohl Mannschaften ausgehoben wie auch Freiwillige angeworben. Diese Freiwilligen, meist zweite oder dritte Bauernsöhne, die keine Aussichten hatten, den elterlichen Hof zu übernehmen, gingen eben zu den Soldaten. So auch Barthold Kolthamer aus Hahausen, der von 1692 bis 1699 bei der Leibkompanie diente, am 14. November 1699 entlassen wurde und ein Zeugnis seines Wohlverhaltens erhielt.

(1) St. A. Wob. 8 Alt Lu 244
(2) St. A. Wob. 8 Alt Lu 293
(3) Kalthammer, Wilhelm: Auch Seesen und Umgebung hatte Einquartierung. Das Leibregiment zu Pferde Graf von Ostfriesland im Reichskrieg gegen Frankreich 1688 - 1697. In: Beobachter, 23.09.1967

Chronik, Seite 57

In der Zeit vom 28. März bis 30. April 1697 lagen wiederum Dragoner in Hahausen, doch kam es 1697 zu keinen größeren Aktionen mehr in den Feindseligkeiten mit Frankreich. 1697 wurden Friedenskonferenzen eingeleitet, die zu einem Waffenstillstand und zum Frieden von Ryswick führten. Die braunschweigischen Truppen kehrten in die Heimat zurück.

Nach dem Friedensvertrag mit Frankreich schürte jedoch der französische Gesandte in Wolfenbüttel, Marquis d´ Usson, das Feuer im Streit Braunschweig-Wolfenbüttels mit dem stammverwandten Hannover (1). Dieser Streit hatte sich um die Verleihung der Kurwürde an Hannover entwickelt, die die Braunschweiger Herzöge auch gern für sich in Anspruch genommen hätten.

Das Jahrhundert, das mit  Kriegsvorbereitungen begonnen hatte, endete auch wieder mit solchen. Die Lasten musste, wie immer, die Bevölkerung tragen. Sei noch vermerkt, dass im Jahre 1692, nach dem Brand der Pfarre in Lutter, bei dem alle Unterlagen verloren gingen, ein neues Kirchenbuch angelegt wurde, das auch für Hahausen gültig war und somit das älteste Familienstandsregister des Ortes darstellt.

(1) Kalthammer, Wilhelm: Ein Bruderzwist im Hause Braunschweig. In: Beobachter, Seesen, 14.10.1967

Chronik, Seite 58

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